Sillian Sillian: Das Hochpustertal in Osttirol gilt noch als Geheimtipp

Sillian/dpa. - Dort oben wurde «der Urban» einstwegen Hexerei zum Tode verurteilt. Mit sintflutartigen Regenschauernund Hagel wollte sich der Mann der Legende nach für die schlechteBehandlung rächen. «Aber Gott hat uns damals gerettet», sagt Sepp,«und den Urban zudem geläutert.» Seitdem gilt «der Urban» in diesemTeil Osttirols als «Wettermacher», der es auch oft schneien lässt.
Heinfels liegt am Ausgang des Villgratentals, eines Seitenarms desHochpustertals. Eingebettet in einen Kranz hoher Berggipfel, gilt dieRegion noch als Geheimtipp - und als «Schneeloch», wie Otto Traunervom Tourismusverband Hochpustertal in Sillian erklärt. Das Tal bietein der Regel Schneesicherheit bis in den März hinein. «Und auch dieSonne meint es immer gut mit uns.» Osttirols Bezirkshauptstadt Lienzverzeichnet gut 2400 Sonnenstunden im Jahr.
Sanft schweben die Gondeln auf den 1300 Meter hohen Pietersberg,ein ideales Gebiet für Läufer, die es langsam angehen lassen wollen.Hier arbeitet «der Franz», Herr über alle Schneekanonen im Tal. JederZweite auf der Piste, so sagt er, will wissen, wie der Kunstschneehergestellt wird. Nur ganz sauberes Wasser ohne jeden Zusatz kanndafür verwendet werden. «Und das kommt aus dem Staubecken», erklärter und weist auf die dunkel glänzenden Gewässer in der Tiefe.
Einst bezeichneten Spötter das Hochpustertal als «Herrgottswinkel»Österreichs - ein entlegenes Gebiet, in dem die Zeit stehen gebliebenschien. Inzwischen ist hier viel in die «weiße Industrie» investiertworden. «Wir verstehen es halt, alte Traditionen mit modernenWintersporteinrichtungen zu verbinden. Vor allen Dingen ist es beiuns gemütlich, das schätzen die Leut'», sagt Ulli Walder, Hotelierund Bergbahnbetreiber in Sillian. Er freut sich darüber, «dass vieleseiner Gäste am Sonntagmorgen den Gottesdienst in einer der Kirchenim Tal besuchen, bevor sie wieder die Skier unterschnallen.»
Das Skigebiet ist zwar eher klein, doch die 60 Kilometer Pistenund 200 Kilometer gespurte Loipen können sich sehen lassen. MitHochdruck wird an einer «Skischaukel» gearbeitet, die das Tal mitNachbargebieten verbinden soll. Der «Super-Skipass Kärnten-Osttirol»macht schon jetzt eine Grenzüberschreitung möglich. Der Chip gewährtZutritt zu sämtlichen Skigebieten in Kärnten und Osttirol mit einerGesamtlänge von 900 Pistenkilometern. Sieben Tage kosten während derNebensaison 177 Euro. Jugendliche und Senioren zahlen 142 Euro.
«Neben Pisten und Loipen haben wir noch Eislaufplätze, geräumteWanderwege und Rodelbahnen», zählt Otto Trauner auf. Schön sei etwaeine Rodelpartie am Rauchkofel. Die Strecke misst zehn Kilometer,davon sind fünf abends in Flutlicht getaucht. Der höchste Punkt derRegion ist die Thurntaler Spitze mit 2407 Meter. Die umliegendeBergkette wird auch als «größte Sonnenuhr der Welt» bezeichnet: DieBerge heißen Neuner, Zehner, Zwölfer und Einser. Denn genau zurvollen Stunde erstrahlt die Sonne über dem jeweiligen Gipfel.
An der Thurntaler Spitze befindet sich das beliebteste Skigebietder Region. Eine moderne Einseil-Umlaufbahn, zwei Vierer-Sesselbahnenund drei Schlepplifte erschließen ein beschneites Pistenareal von 45Kilometern. Der «Snowfunpark Hochpustertal» spricht Freestyler undSnowboarder an, die hier wahre Kunststücke auf ihren Bretternvorführen. «Wie ein Zirkus im Schnee», freuen sich die Zuschauer.
Anhänger des naturnahen Wintersports bevorzugen das Villgratental.In diesem stillen Tal gibt es bislang weder Skilifte noch Gondeln.Ein kostenloser Skibus fährt die Strecke Sillian-Innervillgraten inwenigen Minuten. Skitouren führen bis auf eine Höhe von 2800 Meter.
Für die mehrere Stunden dauernde Bergbesteigung werden die Brettermit Fellen bespannt. Zurück ins Tal geht es dann ohne Bespannung. «Somachten es schon unsere Altvorderen», sagen die Menschen im kleinenOrt Kalkstein. «Früher verwandte man Kuhhaut und Ziegenfelle, heutesind die Bezüge aus Kunststoff.» In dem Dorf legen Gipfelstürmergerne eine Rast ein, die Schlipf- und Fleischkrapfen in braunerButter sind ein Hochgenuss. Dazu gehört immer ein Gläschen «Regler»,ein aus Äpfeln und Birnen gebrannter Hochprozentiger.
Informationen: Osttirol Werbung, Albin-Egger-Straße 17, A-9900Lienz (Tel. von Deutschland: 0043/4852/653 33)
Tourismusverband Hochpustertal, A-9920 Sillian(Tel. von Deutschland: 0043/4842/66 66)
