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Seltsame Pflanzen im Garten

Von Claus Blumstengel 20.07.2005, 16:28

Meinsdorf/MZ. - Ein Polizist mit Videokamera zeichnet das Geschehen auf. Just als sich der Bus in Bewegung setzt, dringen die Beamten in das Haus ein. Dort werden sie schnell fündig, treffen sowohl den verdutzten 58-jährigen Hausbesitzer P. an, der sich gerade Frühstück machen will, als auch die Produkte seines ganz speziellen, aber streng verbotenen Hobbys: An der Hauswand im recht naturbelassenen Garten und in großen Pflanztöpfen waren 91 Cannabispflanzen, aus denen die Rauschmittel Haschisch und Marihuana hergestellt werden können, prächtig gediehen.

Dass der "Hobbygärtner" sich damit selbst versorgt hat, erkannten die Polizisten unschwer an einschlägigen Rauchutensilien. Ob er mit dem Zeug auch gehandelt hat, müssen weitere Ermittlungen klären. Die verbotenen Hanfpflanzen würden von der Polizei geerntet, beim Landeskriminalamt getrocknet und ihr Gehalt an THC (Tetrahydrocannabinol) vor der Vernichtung analysiert, erklärt der Pressesprecher des Polizeireviers Anhalt-Zerbst, Kriminalhauptmeister Gerald Bürgel. Wie viel vom eigentlichen Rauschmittel THC in den Pflanzen enthalten ist, spielt später auch vor Gericht eine Rolle.

Freiland-Anbau von Hanf zur Drogengewinnung sei in der Gegend hier eher die Ausnahme, eben so das doch schon etwas fortgeschrittene Alter des Tatverdächtigen, stellt Gerald Bürgel fest.

Beim Verhör bleibt der Verdächtige P. gelassen. Die Beamten mögen doch im Herbst wiederkommen, wenn die nächsten Pflanzen blühen, die er garantiert wieder anbauen werde, spottet er, während ihm ein Polizist Frühstücksbrote schmiert. Ein Messer, so erklärt einer, wolle man P. in dieser Situation lieber nicht in die Hand geben.

Nach der Wende war P. aus den alten Bundesländern nach Meinsdorf gezogen und hatte einige Zeit als Hausmeister gearbeitet. Er habe häufig von der Fremdenlegion erzählt, bei der er in Frankreich gewesen sei, berichtet ein Anwohner. Auch aus dem Haschisch-Anbau habe P. kein Geheimnis gemacht. "Der hat das jedem erzählt, ob er es hören wollte oder nicht", sagte ein Meinsdorfer. Auch "Zeug zum Rauchen" habe er dem einen oder anderen schon mal angeboten.

Am Mittwoch jedenfalls hat P. mit seiner verbotenen Leidenschaft einen großen Apparat in Gang gesetzt: Auf Anordnung des Amtsgerichts Zerbst waren 15 Polizeibeamte und ein Diensthundeführer im Einsatz sowie eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes Roßlau, die von der Polizei als Zeugin hinzugezogen worden war.