Segeln Segeln: Jochen Schümann ist in Champuslaune

Auckland/dpa. - Einen ersten Vorgeschmack auf die ausgelassene Welcome-Party am Samstag in der Schweiz erlebten die siegreichen Segler der «Alinghi» nach ihrem grandiosen 5:0-Sieg gegen Titelverteidiger «New Zealand» schon am Montag in Auckland. Vor 3000 Zuschauern aus aller Welt bekam Jochen Schümann nach drei olympischen Goldmedaillen und einer silbernen in Sydney 2000 nun noch einmal «Silber» bei der Siegerehrung zum America's Cup überreicht. Die begehrte Trophäe soll mit der «Alinghi» noch in diesem Jahr auf Europa-Tour gehen, hieß es am Rande der Feier. Aus dem Umfeld von Schümann wurde bekannt, dass sich seine Geburtsstadt Berlin Hoffnungen machen darf, den Cup zu Gesicht zu bekommen.
«Sternstunde für die Schweiz. Bei diesem Triumph verblasst jede Medaille im Skisport», hieß es in der «Berner Zeitung». Mit der Überschrift: «Die kaiserliche Alinghi mit einem historischen Sieg», stimmte die «Tribune de Genève» die Leser auf die Rückkehr des Teams am Wochenende bereits ein. «Alinghi oder: Das Märchen von 100 und einer Yacht», titelte die «Basler Zeitung». «Keine Frage dass der junge, wohlhabende Prinz Ernesto Bertarelli sein Geld 'gescheiter' hätte ausgeben können. Wer über die 'gescheiteren' Varianten nachdenkt, muss aufhören, über den America's Cup nachzudenken. Und wer an den America's Cup denkt, darf an Geld nicht denken, sondern muss es haben und - ausgeben. Der Cup ist, seit es ihn gibt, ein exklusiver Spleen.»
Das Binnenland Schweiz ist außer Rand und Band. Ganz anders nahmen die Zeitungen in Neuseeland die große Schlappe auf. «Nach dem Segeln kommt das Erwachen. Eine zurückhaltende Menge schaute der Siegerparty höflich und traurig zu», hieß es im New Zealand Herald.
Der Genfer Unternehmer Ernesto Bertarelli drückte bei der ausgelassenen Siegesfeier schon Humor und großen Dank an sein Team aus. Der Schweizer Pharma-Milliardär und Navigator an Bord der «Alinghi» hatte vor Tagen das Management der Regatta mit den Worten «Das ist ja hier wie im Zoo» kritisiert. Prompt zäunte er in einem spontanen Einfall zur Party alle Bars auf dem Freigelände der «Alinghi Base» mit Eisengestänge ein.
Für rasanten Spaß auf der Party, die bis sieben Uhr morgens andauerte, sorgte ein altes Jahrmarkt-Karussell, Buden wie auf dem Dom, Clowns und Artisten. Jochen Schümann und seine Frau Cordula verließen die Party erst um 4.30 Uhr. «Da waren meine Batterien dann wirklich alle», lachte Schümann, der am nächsten Morgen bis 10.00 Uhr schlief und sich nicht erinnern konnte, «wann ich diesen Luxus zuletzt hatte». Dafür ließ er erstmals seit Monaten sogar den Frühsport im Kraftraum ausfallen.
Während «Alinghi» am Dienstag erste Schritte in Richtung künftiger Cup-Verteidigung bekannt geben will, macht sich Team New Zealand zum Neubeginn bereit. Teamchef Tom Schnackenburg sagte: «Wir wollen eine neue Challenge formieren. Jeder in unserem Team will das. Aber es muss natürlich eine Herausforderung sein, die Siegchancen hat.»

