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Sechs Tage Angst

Von Carsten Rave 12.01.2010, 23:15

Hamburg/dpa. - Drei Filme pro Jahr - so lautet Katharina Böhms Faustregel. Die 45-jährige Tochter des Schauspieler-Urgesteins Karlheinz Böhm hat sich präzise Regeln für ihr Schauspielerleben auferlegt.

«So viel brauche ich zum Leben», sagt Katharina Böhm, die mit ihrem elfjährigen Sohn in der Nähe von München wohnt. Manche Angebote, die nach Übersee geführt hätten, habe sie aus Rücksicht auf den kleinen Sam ablehnen müssen, auch die ZDF-Reihe «Nachtschicht», die in Hamburg angesiedelt ist, musste Böhm nach drei Folgen beenden, weil das Hin und Her zwischen München und Hamburg zu viel war.

Ihr neuer Film, «Sechs Tage Angst» (ARD, 20.15 Uhr) ist ein in ihrer Heimat gedrehter Thriller. Ein russischer Drogendealer wird von seinen Landsleuten umgebracht, weil er ihnen statt 50 nur 48 Päckchen bei der Übergabe reicht. Katharina Böhm spielt die Staatsanwältin Katja Schilling, die daraufhin einen Mordprozess gegen den mächtigen Unterweltboss Mankoff (Dirk Martens) führt. So mancher Zeuge wird wankelmütig, wenn er an Mankoffs Rache denkt. Nur eine junge Frau kann da helfen: Nadeshda Schaposchnikow (Natalia Rudziewicz) ist Augenzeugin des Mordes und wird aus Sicherheitsgründen in einem Hotel versteckt.

Nur wenige Tage, nämlich sechs an der Zahl, wie der Titel besagt, bleiben bis zu Nadeshdas Aussage. Da gerät Katja Schilling selbst in einen Hinterhalt. Als ein Informant sie in eine Bar bestellt, werden ihr K.o.-Tropfen verabreicht, sie schafft es noch in seine Wohnung, wacht dann aber erst am nächsten Tag in ihrem Auto auf. Zwischendurch ist der Informant ermordet worden, ausgerechnet mit Katjas Dienstwaffe - jetzt ermittelt die Kripo gegen sie, allen voran ihr Ex-Mann Tom (Thomas Sarbacher). Zu alledem verschwindet auch noch Nadeshda aus ihrem Versteck und wird von den Mördern des Drogenkartells verfolgt.

Eine Staatsanwältin mit Dienstwaffe und sofort am Tatort? Ist das nicht leicht überzogen? Nein, sagt Katharina Böhm. Staatsanwälte rückten auch zum Tatort aus. Das kühle Äußere, das «Geschäftsmäßige» der Staatsanwältin, habe sie sich bei einem Rundgang durch den Justizpalast abgeschaut. Aber nicht alles, was die Film- Staatsanwältin so treibe, müsse authentisch sein und müsse erklärt werden. «Dann braucht das Publikum seine Fantasie überhaupt nicht einzusetzen», sagt Böhm. Gleiches gelte auch für das Verhältnis von Katja Schilling zu ihrem Verflossenen - es darf munter gerätselt werden über die volle Distanz, ob beide wieder zueinander finden oder doch die Scheidungspapiere unterschreiben.

Die coole Staatsanwältin und der mit allen Wassern gewaschene Kripo-Mann - ein Gespann mit Zukunftsaussichten? Ja, meint Katharina Böhm. Es sei auch schon darüber nachgedacht worden, vielleicht aus dem Stoff eine Reihe zu machen. Aber mit solchen Prognosen solle man angesichts der Situation der Sender sehr vorsichtig sein. Im Herbst wird das ZDF ihren nächsten Film, «Solange Du schliefst», ausstrahlen.

Ganz abgehakt hat die gebürtige Schweizerin den Wunsch, eines Tages doch noch einen Film mit ihrem Vater zu drehen, der wegen seines Engagements für Äthiopien seit 30 Jahren nicht mehr vor der Kamera stand. «Deswegen sind wir auch vor zwei Jahren gemeinsam bei Kerners ZDF-Talk aufgetreten», sagt sie. «Damit wir wenigstens einmal zusammen vor der Kamera sind.»