Schwimmen Schwimmen: Schwitzen an «wilder» Küste
Wittenberg/MZ. - Stephan war dabei, als die jungen Seepferdchen aus Mangel an Schwimmhallen noch im Zschornewitzer "Kohlebunker" im Trainingslager ihre Bahnen zogen - und die waren gerade einmal 16,75 Meter lang.
Natürlich haben sich die Zeiten geändert. Zog der Schwimmer-Tross zunächst nach Pretzsch, um sich in der ersten Schwimmhalle des Kreises das Rüstzeug für Wettkämpfe zu holen, besserten sich ab 1976 mit dem Bau des Piesteritzer Hallenbades schlagartig die Bedingungen. An der "Klimaveränderung" halten die Wittenberger dennoch fest, "weil die Sportler auch mal raus müssen", wie Stephan sagt. Seit 1996 beziehen die Talente aus dem Landesleistungsstützpunkt - zumeist beim SV Grün-Weiß organisiert - ein- bis zweimal pro Jahr ihr Trainingscamp in der Ferne. Nach mehreren Touren an den Balaton, in die Slowakei und Tschechien wartet auf die Sportler am Freitag die bislang weiteste Reise.
Gemeinsam mit Fußballern des FC Grün-Weiß Piesteritz fahren 37 Schwimmer mit 32 Begleitpersonen, darunter Geschwister und Eltern, in zwei Bussen nach Spanien. "Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe. Durch die große Zahl an Nicht-Sportlern, die uns begleiten, wird das Trainingslager für unsere Aktiven finanziell erschwinglicher", freut sich Stephan, Trainer und Abteilungsleiter in Personalunion. Ziel ist das fast 1 700 Kilometer entfernte Roses an der Costa Brava. In dem schmucken Städtchen an der "wilden Küste" organisiert Ingo Mattheuer mit seinem Team seit Jahren international hochkarätige Fußball- und Handballturniere. Der Präsident des FC Grün-Weiß Piesteritz war es auch, der die Schwimmer um Stephan auf den Geschmack brachte. "Ich war im vergangenen Jahr mit Demur Kinko zu einem Schnupperkurs in Roses und beeindruckt", lobt Stephan die Trainingsbedingungen in Katalonien.
Denn Seele baumeln lassen hin oder her: "Wir fahren nicht in ein Ferienlager. Im Vordergrund steht der Sport", will und wird der erfahrene Coach dem Schlendrian bei seinen Schützlingen keine Chance geben. Zehn Kilometer pro Tag werden die Athleten im 25-Meter-Becken wohl abspulen müssen. Zudem wartet ein modern eingerichteter Kraftraum auf Übungseinheiten außerhalb des Wassers. "Wir wollen die Grundlagen für eine erfolgreiche Teilnahme an den Landes, Norddeutschen und den Deutschen Meisterschaften legen", betont der Wittenberger. Stephans Tochter Katharina ist ebenfalls mit von der Partie und bereitet sich auf die Weltmeisterschaften der Rettungsschwimmer vor, die in diesem Jahr in Berlin und Warnemünde ausgetragen werden.
Die "Nichtschwimmer", der Anhang also, kann sich auf einige touristische Leckerbissen freuen. Für sie sind Abstecher bis nach Barcelona vorgesehen. Damit die Moral der Sportler angesichts dieser Kontraste keinen Schaden nimmt, will Stephan die Zügel nur beim Training anziehen, seine "Wasserratten" aber ansonsten an eine längere Leine lassen. "Wir werden mit der Truppe schon etwas unternehmen. Es soll ja allen Spaß machen", kündigt der Trainer an.