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Schwimm-WM Schwimm-WM: Annika Lurz und Laure Manaudou schwimmen in anderen Sphären

Von Dietmar Fuchs 28.03.2007, 15:16

Melbourne/dpa. - Eine Deutsche und eine Französin schwimmen inMelbourne wie Überirdische. Annika Lurz und Laure Manaudou haben in1:55,52 Minuten und mit einer minimalen Verzögerung bei Lurz von16/100 Sekunden einen Erdrutsch des Welt-Schwimmsports herbeigeführt. «Ich habe meinen Augen nicht getraut. Wahnsinn» - AnnikaLurz konnte es nicht fassen. Innerhalb von 24 Stunden wurde die Van-Almsick-Weltrekordmarke (1:56,64) zunächst unterboten und dannpulverisiert.

Wie hatte Annika Lurz an sich gezweifelt nach indiskutablen1:59,42 im Vorlauf - eine Zeit, die für sie geradezu lächerlich ist.Dann gab es eine Kopfwäsche von ihrem Mann Stefan, der sie auchcoacht. «Ich habe viel mit meinem Trainer gesprochen», erklärte sieund schob die Ehe erstmal bei Seite. Dass die Athletin kaum zu Wortkam, umschrieb sie sehr elegant: «Es war eher ein Monolog - abernicht von mir.»

Die Folge des «Gesprächs» war schon im ersten Anlaufweltrekordreif. Ohne den Druck, «den ich mir selbst auferlegt habe»,trieb Annika Lurz ihre italienische Halbfinal-Konkurrentin FedericaPellegrini zu 1:56,47. Franziska van Almsick war ihren Status alsWeltrekordlerin los, den die junge Mutter seit ihrem WM-Triumph von1994 innehatte. Annika Lurz blieb in 1:56,67 nur 3/100 von der Van-Almsick-Zeit vom 3. August 2002 entfernt. «Riesig erleichtert» seisie gewesen: «Wenn der Kopf mitspielt, ist auch der Körper frei.»

Und wie frei sie plötzlich war, offenbarte sich im Kampf um dieMedaillen. Beflügelt legte die 27-jährige Annika Lurz ein Tempo vor,das nur der Topstar aus Frankreich halten, am Schluss sogar steigern- und an der Deutschen vorbeiziehen konnte. «Da ist kein schade, keinleider und kein nur dabei. Ich akzeptiere und respektiere.» Neidlosund in höchster Anerkennung vor Manaudou beugte sich die Deutscheihrer Konkurrentin: «Ich freue mich für sie, dass sie eine solcheZeit geschwommen ist.»

Nur Minuten nach dem Wahnsinns-Rennen strahlte Annika Lurz mit denScheinwerfern um die Wette. Eine Wasserflasche in der rechten Hand,über der linken Schulter ein weißes Handtuch - und dann dieses Dauer-Lachen, das von restloser Zufriedenheit zeugte. «Ich war totalentspannt und relaxt.» Ihr Ziel hatte sie schließlich schon mit derHalbfinal-Leistung erreicht: «Ich wollte hier Bestzeit schwimmen. Dasheute war eine Zugabe.»