Schwimm-Europameisterschaften Schwimm-Europameisterschaften: Großer Respekt vor dem «Maschinen-Menschen»

Halle/Berlin/MZ. - Seinen Respekt voreiner "Präzisions-Maschine" in Menschengestaltgesteht Andreas Wels unumwunden ein. "DieserDimitri Sautin springt wie ein Schweizer Uhrwerk,so auf den Punkt genau. Dazu hat er Nervenwie Drahtseile und, weil er seit über zehnJahren an der Weltspitze steht, einen Extra-Bonusbei den Punktrichtern", beschreibt der hallescheWasserspringer den "Überflieger" der Szene.Ab Sonntag (Vorkampf) startet Wels dennocheinen neuerlichen Versuch, dem russischenOlympiasieger ein Schnippchen zu schlagen.Bei der Europameisterschaft in Berlin zählenbeide zu den Favoriten auf den Titel vom Drei-Meter-Brett.Die Entscheidung fällt Montag im Finale.
Allerdings gibt sich Wels keinerlei Illusionenhin. "Wir sind in zehn Jahren vielleicht 100Mal gegen- einander angetreten, 97 Mal lagSautin vor mir. Und als ich ihn 1999 bei derEM in Istanbul einmal bezwingen konnte, bliebfür mich nur Rang fünf. Er wurde Sechster.Unterm Strich hat es mir also nichts gebracht",erzählt der Feldwebel der Bundeswehr. Er vergleichtseine Situation mit der seiner deutschen Schwimmer-Kollegen."Denen tanzen auch immer ein Popow oder einThorpe vor der Nase herum. Davon darf mansich doch nicht entmutigen lassen." Also konzentrierter sich erst einmal auf sich selbst. Er willsein mit Höchstschwierigkeiten gespicktesProgramm so sauber und elegant wie möglichdarbieten. "Patzer kann man sich in dem auchohne Sautin hochklassigen Feld keinesfallsleisten, wenn man eine Medaille gewinnen will.Platz zwei ist drin, und wenn die Tagesformstimmt, das Glück einem zur Seite steht, nichtsunmöglich", rechnet sich der 27-Jährige docheine klitzekleine Titelchance aus.
Aber auch falls er bei seinem Angriff aufeine Plakette baden gehen sollte, bräche fürWels keine Welt zusammen. Zumal er sich inder Vergangenheit immer wieder mit Verletzungenherumplagte und bei den letzten Meisterschaftenmit einem lädierten Sprunggelenk passen musste.Aber weil er immer für Weltklasse-Resultategut ist, gab ihm der Verband für die EM einenFreifahrtschein. Sein Ziel sind die OlympischenSpiele 2004. Bis dahin will er sein kompliziertesProgramm traumhaft sicher beherrschen. Undaußerdem vertraut er in Berlin noch auf seinezweite Chance. Im Synchron-Wettbewerb ab Donnerstaggeht er mit seinem Leipziger Partner TobiasSchellenberg als Titelverteidiger auf dasBrett. "Da wollen wir unbedingt eine Medaille",sagt Andreas Wels und wird zugleich von neuerlichenBedenken eingeholt: "Gold? Naja, auch da startetSautin mit seinem Kollegen."