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Schwangerschaft Schwangerschaft: Kinderwunsch-Sprechstunde kann helfen

14.08.2011, 07:34

Halle (Saale)/MZ. - Nico M., Halle: Meine Frau hatte zwei Fehlgeburten. Was raten Sie?

Antwort: Sie sollten eine Kinderwunsch-Sprechstunde aufsuchen. Sowohl in spezialisierten niedergelassenen Frauenarztpraxen als auch in universitären Einrichtungen wie im Zentrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie der Uniklinik in Halle arbeiten interdisziplinär Ärzte und Wissenschaftler zusammen, um diesen Paaren zu helfen. Hier werden die Ursachen für gehäufte Verluste einer Schwangerschaft abgeklärt. Untersucht wird, ob die Fehlgeburten Zufall oder Serie sind. Besteht Klarheit, lässt sich ein Therapiekonzept für das Paar ableiten. Sind bereits Vorbefunde vorhanden, sollten diese zur Sprechstunde mitgebracht werden.

Nicole F., Zeitz: Stimmt es, dass vor der Schwangerschaft bestimmte Impfungen wichtig sind?

Antwort: Frauen sollten vor der Schwangerschaft ihren Impfstatus überprüfen lassen. Damit keine Übertragung von der Mutter auf das Kind erfolgt, sollten Frauen gegen Röteln und Windpocken geimpft sein sowie über einen Keuchhusten-Impfschutz verfügen. Nur so ist das Kind nach der Geburt vor einer Ansteckung geschützt. Der bestehende Impfschutz gegen Tetanus sollte selbstverständlich sein.

Iris T., Wittenberg: Ich bin 44 Jahre und sterilisiert. Besteht die Möglichkeit, ein Kind zu bekommen?

Antwort: Unabhängig von dem eher ungünstigen Alter, gibt es bei erneutem Kinderwunsch die Möglichkeit einer Refertilisierung. Dabei versucht man, die zuvor an einer oder mehreren Stellen getrennten Eileiter operativ wieder miteinander zu verbinden. Es lässt sich aber nicht vorhersagen, ob die Durchgängigkeit wieder erreicht werden kann. Zudem besteht eine erhöhte Gefahr für eine Eileiterschwangerschaft. Als Alternative käme eine künstliche Befruchtung im Reagenzglas in Frage. In jedem Falle liegt die Lebendgeborenenrate pro Zyklus nach dem 40. Lebensjahr einer Frau, unabhängig von der Methode, nur noch bei etwa fünf Prozent. Die Kosten der Kinderwunschbehandlung nach einer Sterilisation werden nicht von der Krankenkasse getragen.

Birgit R., Dessau-Roßlau: Ich bin 50 Jahre alt. Lässt sich in Sachen Kinderwunsch bei mir noch etwas machen, vielleicht auch hormonell? Bisher habe ich keine Kinder. Meine Regelblutung ist normal.

Antwort: Nach dem Erreichen des 35. Lebensjahres der Frau sinkt die Fruchtbarkeit zunehmend. Ab dem 40. Lebensjahr nimmt sie sehr stark ab, ab dem 50. Lebensjahr tendiert sie gegen Null. Auch wenn Sie vielleicht noch gesund sind, so haben Sie so gut wie keine Chance mehr, ein Kind durch eine natürliche Befruchtung zu bekommen. Man kann den Eierstock vergleichen mit einer Batterie. Ist der Akku (Eierstock) durch die vielen Eisprünge im Laufe der fruchtbaren Jahre leer, kann er nicht mehr aufgeladen werden. Seit einiger Zeit gibt es die Möglichkeit, mit einem Fertilitäts-Check die Eierstock-Restfunktionsfähigkeit einzuschätzen. Zusätzlich kann die Analyse des sogenannten Antimüller-Hormons im Blut als prognostischer Faktor in die Beurteilung eingehen. In Ihrer Altersgruppe wird oft von Schwangerschaften berichtet, aber sie sind meist nach einer Eizellspende entstanden, die in Deutschland nicht erlaubt ist.

Thomas H., Mansfelder Land: Stimmt es, dass zur Kinderwunsch-Sprechstunde der Uniklinik in Halle auch Männer mitgehen können?

Antwort: Diese Sprechstunde betrifft das Paar, deshalb sollten die Männer zumindest beim Erstgespräch oder zur Auswertung der Ergebnisse und Therapieplanung dabei sein. Oft sind Fragen und Wünsche dann viel besser zu besprechen. Das Uni-Klinikum in Halle-Kröllwitz bietet mit seinem in Deutschland einmaligen Zentrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie nicht nur Frauen, sondern auch Männern bei nicht funktionierendem Kinderwunsch die Möglichkeit spezieller und moderner Diagnostik und Therapie in einer gemeinsamen Ambulanz.

Bettina K., Quedlinburg: Kann man eine spezielle Kinderwunsch-Sprechstunde einfach aufsuchen?

Antwort: Gesetzlich versicherte Frauen sollten auf Überweisung ihrer Gynäkologin in die Sprechstunde kommen. Männer benötigen eine Überweisung vom Urologen oder einem Hautarzt.

Marion E., Eisleben: Vor zehn Jahren wurde ich wegen einer Endometriose-Erkrankung operiert. Ist das ein Grund, dass ich nicht schwanger werde? Ich bin 34 Jahre alt.

Antwort: Die Endometriose ist eine gutartige Erkrankung, aber eine der häufigsten Ursachen für Kinderlosigkeit. Man kann sie nur durch eine Bauchspiegelung entdecken. Typische Anzeichen sind sehr starke Regelschmerzen, oft auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, lange Vorblutungen, Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang, die durch Absiedlung von Gebärmutterschleimhaut an untypischen Stellen im kleinen Becken der Frauen ausgelöst werden. Die Ursachen sind bis heute nicht sicher geklärt. Es kommt zu Verwachsungen im Unterbauch, oftmals auch der Eileiter, wodurch der Transport von befruchteten Eiern und Spermien verhindert werden kann. Sie sollten sich in eine spezielle Kinderwunschsprechstunde überweisen lassen. Eine Schwangerschaft ist sehr heilsam für eine Endometriose, deshalb ist es wichtig, die Diagnose frühzeitig zu stellen.

Anne L., Naumburg: Ich bin schwanger. Was ist das Besondere einer Nabelschnurblutgewinnung?

Antwort: Das Besondere am Nabelschnurblut ist, dass es Stammzellen enthält, die noch sehr jung und frei von Viren und Tumorzellen sind. Sie können für das eigene Kind eingelagert werden und stehen so im Bedarfsfall für das Kind auch im Erwachsenenalter zur Verfügung. Ein solcher Bedarf kann zum Beispiel bei der Behandlung von Krebserkrankungen, bei Hirnschäden oder Diabetes-Typ-I-Erkrankungen notwendig werden. Das Verwenden von Stammzellen aus dem Nabelschnurblut ist insofern vorteilhaft, da körpereigene Stammzellen zu 100 Prozent vom eigenen Körper akzeptiert werden.

Lukas T., Burgenlandkreis: Wir denken über eine Nabelschnurbluteinlagerung für unser Kind nach. Wer verfügt später über das Blut?

Antwort: Sie als Eltern bestimmen, dass das Nabelschnurblut nur für Ihr eigenes Kind verwendet werden soll. Es wird innerhalb von 48 Stunden in flüssigem Stickstoff in Kühltanks bei minus 196 Grad Celsius tiefgefroren und lebenslang aufbewahrt. Bis zum 18. Lebensjahr Ihres Kindes sind Sie dafür als Treuhand eingesetzt, dann verfügt das Kind darüber.

Fragen und Antworten notierten Dorothea Reinert und Kornelia Noack.