1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Schöner fernsehen: Schöner fernsehen: Digital-TV über Antenne erobert Deutschland

Schöner fernsehen Schöner fernsehen: Digital-TV über Antenne erobert Deutschland

Von Marc Winkelmann 21.01.2004, 10:26
Das digitale Fernsehen ist in einigen Regionen Deutschlands schon gestartet. (Foto: dpa)
Das digitale Fernsehen ist in einigen Regionen Deutschlands schon gestartet. (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Frankfurt/Main/dpa. - Mehr als ein Jahr ist inzwischen seit dem Start desTestbetriebs in Berlin und Brandenburg vergangen. Ganz ausgestandensind die Kinderkrankheiten zwar noch nicht. Doch insgesamt haben dieHauptstädter und ihre Nachbarn das neue Fernsehen gut aufgenommen. Indiesem Jahr wird Fernsehen nun auch in weiteren Städten und Regionenals DVB-T ausgestrahlt.

Die Abkürzung DVB-T steht für «Digital Video Broadcasting -Terrestrial» und meint die Ausstrahlung digitalen Fernsehens, dasüber eine herkömmliche Antenne empfangen werden kann. Rund fünfProzent aller Fernsehhaushalte versorgt die alte analoge Techniknoch. Künftig soll sie, wie in Berlin und Brandenburg bereitsgeschehen, abgeschaltet und durch DVB-T ersetzt werden.

Nach Berlin und Brandenburg gehen im Mai die BallungsräumeHannover, Braunschweig, Bremen, Bremerhaven, Düsseldorf, Köln undBonn an den Start. Im November folgen Hamburg, Kiel, Lübeck undweitere Gebiete in Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 2005 sind dieRegionen Erfurt/Weimar, Rostock/Schwerin, Mannheim/Ludwigshafen,Wiesbaden/Frankfurt, Halle/Leipzig sowie die Städte Stuttgart,München und Nürnberg an der Reihe. Verbindlich ist dieser Fahrplannicht. «DVB-T wird eine Lawine auslösen. Die anderen Bundesländerwerden folgen, die können gar nicht anders», sagt Michael Thiele,Sprecher des Vereins Deutsche TV-Plattform in Frankfurt.

Dem Zuschauer bringt das DVB-T mehrere Vorteile: Es bietetmindestens 24 Programme, und anders als beim Kabelanschluss werdenkeine zusätzlichen Gebühren fällig. Außerdem ist DVB-T portabel: Dasso genannte Überall-TV lässt sich auf dem Balkon, im Garten oder imWochenendhaus einsetzen. «Viele Berliner haben sich als Zweitgeräteinen DVB-T-Fernseher zugelegt», sagt Sascha Bakarinow, ProjektleiterDVB-T bei der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB).

Nötig für den Empfang von DVB-T ist neben der Antenne eineSet-Top-Box. Dieser Empfänger wird zwischen Antenne und TV-Gerätangeschlossen. Das Kästchen nimmt die digitalen Signale per Antenneauf und wandelt sie in analoge Signale um, die der Fernseher als Bildund Ton darstellen kann. Viele Hersteller bieten Set-Top-Boxeninzwischen in unterschiedlichen Ausführungen an. Manche steckenzusammen mit einem DVD-Player in einem Gehäuse. Andere lassen sichauch noch an das Internet anschließen. Je nach Ausstattung kosten siezwischen 100 und 400 Euro. Kleiner ist die Auswahl an Fernsehern miteingebautem DVB-T-Empfänger. Wer sich für so einen «IntegratedDigital TV» entscheidet, muss zwischen 500 und 3000 Euro investieren.

Wer es mobil mag und zum Beispiel im Freibad oder Park eineFußballübertragung verfolgen will, kann seinen Laptop mit einerSteckkarte für den TV-Empfang erweitern (ab 120 Euro) oder einentragbaren Mini-Fernseher im Format eines Laptops kaufen (1300 Euro).Nur im Auto oder in der Bahn bricht noch zu oft die Verbindung ab.«In der Bewegung ist der Empfang noch nicht stabil genug», so SaschaBakarinow von der MABB. Die Technik dafür sei derzeit noch im Aufbauund müsse letztlich so stabil funktionieren wie die Handy-Netze.

Wenig begeistert von dieser Entwicklung sind die Kabelanbieter.Die Erfahrungen in Berlin/Brandenburg zeigen zwar, dass sich die Zahlder Kündigungen durch die Anzahl neuer Kabel-Kunden ausgleicht.Dennoch befürchten die Kabelanbieter, dass ihre Zuschauer ganz aufDVB-T ausweichen könnten. «Wir halten DVB-T grundsätzlich fürüberflüssig», sagt Carsten Engelke, Technischer Leiter des Verbandsprivater Kabelnetzbetreiber in Bonn. Der Verband hat auch Beschwerdebei der EU-Kommission in Brüssel eingereicht gegen die Praxis derLandesmedienanstalten, DVB-T mit öffentlichen Geldern voranzutreiben.

Stefan Hofmeir, Mitherausgeber der in Leipzig erscheinendenFachzeitschrift «Digitalfernsehen», sieht in der Subvention nichtsUnlauteres: «Die Kabelbranche will den neuen Wettbewerber möglichstverhindern, sollte sich aber an die Zuschüsse erinnern, die sie vonder Bundesregierung in den achtziger Jahren bekommen hat.» Dagegenseien die jetzigen Gelder für DVB-T «Peanuts».

Skeptisch beurteilt Hofmeir hingegen das erklärte Ziel, DVB-T biszum Jahr 2010 flächendeckend einzuführen: «Flächendeckend ist immerauch eine Frage der Definition. In ländlichen und nicht so dichtbesiedelten Gebieten lässt sich DVB-T nur schwer finanzieren.» DieFernsehzukunft wird zwar digital - vorerst aber bleibt sie wohl aufeinige «privilegierte Inseln» beschränkt.

Immer mehr Bundesbürger können das neue digitale Antennenfernsehen nutzen. Im Berliner Raum sind private und öffentlich-rechtliche Programme bereits seit 2003 über DVB-T zu empfangen. Das Kürzel DVB-T steht für «Digital Video Broadcasting-Terrestrial». Dabei werden Bild- und Tonsignale codiert, komprimiert und als Datenpakete übertragen. Für den Empfang von DVB-T benötigt man einen Decoder. Er wird zwischen Antenne (Zimmer- oder Dachantenne) und TV-Gerät angeschlossen. (Grafik: dpa)
Immer mehr Bundesbürger können das neue digitale Antennenfernsehen nutzen. Im Berliner Raum sind private und öffentlich-rechtliche Programme bereits seit 2003 über DVB-T zu empfangen. Das Kürzel DVB-T steht für «Digital Video Broadcasting-Terrestrial». Dabei werden Bild- und Tonsignale codiert, komprimiert und als Datenpakete übertragen. Für den Empfang von DVB-T benötigt man einen Decoder. Er wird zwischen Antenne (Zimmer- oder Dachantenne) und TV-Gerät angeschlossen. (Grafik: dpa)
Globus