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Schießen Schießen: Schützen-«Schumi» schreibt Olympia-Geschichte

Von Uwe Jentzsch 21.08.2004, 15:01

Athen/dpa. - Ralf Schumann hat olympische Geschichte geschriebenund seinem Trainer Peter Kraneis das schönste Geburtstagsgeschenkgemacht. Als erster Schütze wurde der 42-jährige Schnellfeuer-Spezialist vom Schießsportzentrum Suhl zum dritten Mal Olympiasiegerin der selben Disziplin. Der «Herr der Ringe» musste im Nervenaufreibenden Finale am Samstag einige Adrenalin-Schübe überstehen,ehe sein am Ende deutlicher Sieg mit 694,9 Zählern vor den beidenringgleich mit ihm ins Finale eingezogenen Russen Sergej Poljakow(692,7) und Sergej Alifirenko (692,3) fest stand. Danach winkte«Schützen-Schumi» den Fans zu und blickte zur Anzeigetafel, als ob erdas Bild für immer im Kopf speichern wollte.

«Es ist ein Supergefühl, es zum dritten Mal geschafft zu haben.Ich wollte gewinnen, habe seit 18 Monaten auf den Tag hin gearbeitet,war der Favorit, bin in diesem Jahr ungeschlagen und habe dasdurchgezogen», jubelte der mit seinem Selbstbewusstsein stets dieKonkurrenz beeindruckende Schumann. Allerdings sei «bei der letztenVorkampfserie mit nur 97 Ringen kräftig Muffe dabei gewesen»,bekannte der erfolgreichste aktive Sportschütze der Welt nach demWettkampf. Nachdem er ringgleich mit den Russen ins Finale eingezogenwar, stand für den Ausnahmekönner, der alle Rekorde seiner Disziplinim Besitz hat, fest: «Wenn ich das beste Finale schieße, bin ichOlympiasieger.»

«Der Ralf ist für uns, was Michael Schumacher für Ferrari ist»,verglich Schützenbund-Sportdirektor Heiner Gabelmann den Souverän,der seit mehr als 15 Jahren Weltspitze darstellt, mit dem sechsfachenFormel 1-Weltmeister. Nicht zuletzt wegen der Dominanz des 42-Jährigen ändert der Schützen-Weltverband seine Regeln. Die «Lex-Schumann» bedeutet, dass vom kommenden Jahr an die bisher verwendetenPistolen mit den von Schumann maßgeblich entwickeltenLuftdruckaustrittsdämpfern - sie ermöglichen ein ruhigeres Halten derPistole - verboten sind.

«Meine alte Pistole mit dem goldenen Lauf kann ich einrahmenlassen. Das wird eine völlig andere Disziplin, weil die Pistolen vielmehr Rückschlag haben», erläutert Schumann. «So gehe ich als letzterOlympiasieger mit der bisherigen Waffe in die Geschichte ein.Aufhören werde ich aber nicht, sondern will auch mit der neuenSportpistole vorn mitmischen», kündigte er weitere Großtaten an.

Schumann lag nach der Hälfte des Vorkampfs mit jeweils zehn Schussin acht, sechs und vier Sekunden auf die 25 m entfernte Scheibe mit297 Ringen voll im Plan. In der zweiten Hälfte mit erneut 30 Schüssentraf er zwei Zähler weniger. Unzufrieden war er mit den «nur» 47Ringen in der «Königsklasse» 4-Sekunden-Serie, die Schumannnormalerweise so perfekt wie kein Zweiter beherrscht. Trainer PeterKraneis trieb er damit zu einem rekordverdächtigen Zigaretten-Konsumin den 90 Minuten zwischen Vorkampf und Finale. «Dabei war ich mirziemlich sicher, dass Ralf gewinnen würde, denn sehr gut schießenkönnen alle, doch keiner hat seine Nerven so im Griff», erläuterteKraneis den Hauptgrund für die Überlegenheit seines Meisterschülers.