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Schiedsrichter Schiedsrichter: DFB zieht Schiedsrichter Jansen von Werder-Spiel ab

01.02.2005, 17:50

Berlin/Düsseldorf/dpa. - DieBerliner Staatsanwaltschaft hat in der Nacht zum Samstag Haftbefehlegegen drei Beschuldigte erwirkt.

Ausschlaggebend für die Entscheidung von DFB-SchiedsrichterobmannVolker Roth waren «Hinweise, in denen der Name von Jürgen Jansen ohnekonkrete Beweise» vorkomme. Einen Tatverdacht gebe es nicht. «DieMaßnahme wurde getroffen zum Schutz eines Schiedsrichters, der nachmeinem derzeitigen Erkenntnisstand nicht in den Zusammenhang miteinem Manipulationsverdacht gebracht werden kann», erklärte Roth, derbereits im ersten «Ringtausch» den ursprünglich vorgesehenen RefereeStefan Trautmann durch Jansen ersetzt hatte. Sobald die Angelegenheitgeklärt sei, werde Jansen wieder zum Einsatz kommen.

Nach Recherchen der «Süddeutschen Zeitung» (Montagausgabe) sindneben drei Schiedsrichtern acht Spieler aus den Clubs Chemnitzer FCund Dynamo Dresden sowie einem dritten namentlich nicht genanntenVerein möglicherweise in den Wettskandal entwickelt. Hoyzer hat demBericht zu Folge in einer Vernehmung eingeräumt, von Bekannten ausdem Umfeld einer kroatischen Wett-Mafia in Berlin knapp 70 000 Euroerhalten zu haben. Er habe vier Spiele manipuliert und dafür Beträgezwischen 5000 und 15 000 Euro erhalten.

Dabei soll es sich neben dem DFB-Pokalspiel SC Paderborn -Hamburger SV um die Regionalligaspiele Eintracht Braunschweig - FCSt. Pauli (5. Juni 2004), FC St. Pauli - VfL Osnabrück (14. August2004) und das Zweitligaspiel LR Ahlen - Wacker Burghausen (22.Oktober 2004) handeln. Zudem hat Hoyzer angeblich einemSchiedsrichter-Kollegen im Auftrag der Wett-Mafia ein paar hundertEuro zugesteckt, damit dieser so pfeife, wie es die Wetterverlangten.

Hertha BSC will keine Konsequenzen aus einem Bericht desNachrichtenmagazins «Focus» ziehen, nach dem drei Spieler zu denGästen des Charlottenburger «Café King», das als Zockerlokal gilt,gehört hätten. Wenige Stunden vor der Sonntag-Partie gegen BayernMünchen bestätigte Hertha-Sprecher Hans-Georg Felder noch einmal,dass die betreffenden Profis Josip Simunic, Alexander Madlung undNando Rafael dabei sein werden: «Zwei von ihnen werden spielen, alledrei sind im Aufgebot.» Die drei Spieler hatten eine eidesstattlicheErklärung abgegeben, dass sie mit dem Wettskandal nichts zu tunhätten.

Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte am späten SamstagabendHaftbefehle gegen drei Beschuldigte des Wettskandal erwirkt. EinBereitschaftsgericht am Amtsgericht Tiergarten ordnete dieUntersuchungshaft wegen «gewerbs- und bandenmäßigen Betruges» an.Diese Delikte können mit Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten undzehn Jahren geahndet werden. Die drei Männer waren am Freitag im Zugevon Durchsuchungsmaßnahmen vorläufig festgenommen worden.

128 Einsatzkräfte der Berliner Polizei und des LandeskriminalamtesBerlin waren zeitgleich an vier Orten in der Hauptstadt im Einsatz.Die drei Beschuldigten haben sich laut Staatsanwaltschaft zu dengegen sie erhobenen Vorwürfen bislang nicht geäußert. Es gebe keinenneuen Sachstand, teilte die Behörde am Sonntag mit. Bei der Razzia im«Café King» sollen nach einem Bericht des «Tagesspiegel» zweiWettscheine über Auszahlungen von Gewinnen von einer Million und 1,7Million Euro sichergestellt worden sein. Außerdem wurden dreihochwertige Autos und ein Bestellschein für einen Ferraribeschlagnahmt.

Der deutsche Fußball drängt auf eine rasche Aufklärung desWettskandals und erwartet schnelle Einsicht in die Ermittlungsaktender Berliner Staatsanwaltschaft. Er wolle am Montag einenentsprechenden Antrag bei der Behörde stellen, sagte derGeschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger. Der Vorsitzende derDeutschen Fußball Liga (DFL), Werner Hackmann, erwartet, dass dieSportgerichtsbarkeit innerhalb der nächsten 14 Tage überWiederholungsspiele als Konsequenz aus dem Wettskandal entscheidet.

Die Politik will die illegalen Sportwetten in Deutschland stärkerbekämpfen. Die Ministerpräsidenten der Bundesländer haben einenentsprechenden Auftrag an die Innenminister erteilt, bestätigte derrheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck der «FrankfurterAllgemeinen Sonntagszeitung». Das Thema stehe auch auf derTagesordnung der Ministerpräsidentenkonferenz am 14. April in Berlin.Ein konsequentes Durchgreifen fordert auch Bundesinnenminister OttoSchily. «Es müssen die härtesten Sanktionen gegen die Täterergriffen werden. Schiedsrichter und andere, die sich an denManipulationen beteiligten, haben im Profi-Fußball nichts mehr zusuchen», sagte Schily der «Welt am Sonntag». Zugleich müsse der DFBpräventiv tätig werden. «Wir müssen aber auch nach Instrumentensuchen, die eine Früherkennung solcher Manipulationen ermöglichen.»Als Beispiel nannte der SPD-Politiker den Einsatz vonOberschiedsrichtern.(Berichtigung: Im dritten Absatz, zweite Zeile wurde berichtigt: ...acht Spieler aus den Clubs (nicht: Zweitliga-Clubs))