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Schachsportverein 90 Schachsportverein 90: Kein Schachmatt in Artern

Von Siegfried R. Krebs 23.03.2001, 15:42

Artern/MZ. - Die Wendezeit 1989/ 1990 bedeutete für den traditionsreichen Schachsport nicht das Aus. Vielmehr gründete am 14. Dezember 1990 ein Dutzend Enthusiasten aus der früheren Sektion Schach der BSG "Motor" Kyffhäuserhütte den "Schachsportverein 90 Artern". Vorsitzender ist seither Wolfgang Hecker, Lehrer für Deutsch und Geschichte.

Hecker selbst spielt bereits seit 1960 Schach. Er kam über Otto Kämpffer, das Arterner Schach- Idol, und die damalige Polizeimannschaft zum Denksport, spielte als junger Mann schon bald in der Männermannschaft mit. Etwas später stieß Klaus Utsch, der heutige Mannschaftsleiter, hinzu. Seit Anfang der 70-er Jahre gehören Eberhard Jüttner, Gerhard Konrad und Frank Schorch zur Gemeinschaft. Sie alle waren nicht nur Gründungsmitglieder des neuen Vereins, sondern sind zugleich die dienstältesten Aktiven in der Salinestadt. Wann es hier mit dem Schachsport begann, weiß aber keiner mehr so genau. Das älteste erhalten gebliebene Dokument stammt aus dem Jahre 1946 - eine Beitragsquittung. Das an Jahren älteste Mitglied ist Heinz Burreh aus Oberröblingen. Der 64-Jährige wurde im Vorjahr Deutscher Meister im Gehörlosen-Schach. Als Spielstärkstem kommt ihm im Verein stets das Brett 1 zu.

Jüngster ist mit seinen acht Jahren Tim Salzmann, der bereits seit drei Jahren Schach spielt. Mit seinen Eltern Heike und Axel bildet er mitunter sogar eine "Familienmannschaft", wie es scherzhaft von den Schachfreunden formuliert wird. Tim und anderen Jüngeren ist es zu danken, dass dem Denksport in Artern vorerst kein Matt droht.

Die 18 Mitglieder, davon fünf im Kinder- und Jugendbereich, bilden für den Spielbetrieb drei Mannschaften. Die Erste mit acht Aktiven spielt in der Bezirksliga Nord (Thüringen), die Zweite und Dritte mit je vier Aktiven in der Kreisliga Nord. Die dritte Mannschaft ist die Jugendmannschaft. Doch an den Meistertitel von Heinz Burreh reichen deren Ergebnisse bei weitem nicht heran.

Da erinnern sich Wolfgang Hecker und Klaus Utsch doch ein wenig wehmütig an die Erfolge vergangener Jahre, als die BSG-Schachsektion noch 30 und mehr Mitglieder zählte. 1977 erreichten die Arterner Schachsportler beim Bezirkspokal einen vierten Platz. Um diesen bewarben sich 70 Mannschaften, gespielt wurde im K.o.-System. Damit war die erste Runde um den DDR-Pokal erreicht. Doch dort trafen die Arterner sofort auf Titelverteidiger SG Leipzig und unterlagen achtbar mit 3:5. Erst 1997/98 gab es wieder größere Erfolge als Staffelsieger in der Bezirksliga Nord, seither gilt ein guter Mittelplatz in der Liga als realistisches Ziel. Der Meistertitel von Heinz Burreh stellt deshalb für die kleine Gemeinschaft schon etwas ganz Besonderes dar.

Problem für den Verein ist die Arbeitsmarktlage, die viele gute Spieler in andere Regionen umziehen lässt, so Rüdiger Schorch, der in der Landesliga spielt - nun für seinen neuen Wohnort Mühlhausen. Und so freut man sich über die wieder in Gang gekommene Nachwuchsarbeit. Seit drei Jahren treffen sich montags die Schüler unter Anleitung von Klaus Utsch, während es für den Stamm jeden Freitag heißt: Training im Restaurant "Barbarossa" bei Schachfreund Rolf Hirmer. Hier wird auch der Geselligkeit genüge getan, denn, so Hecker "unser Sport ist leider ein Sport ohne Zuschauer. Die Duelle am Brett müssen durch andere Gemeinschaftserlebnisse einen Ausgleich finden."