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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Einstige Hochburg des Spitzensport zerfällt

Von Christoph Karpe 07.10.2002, 19:01

Halle/MZ. - Die Saison ist vorbei, es wird Bilanz gezogen - auch in Sachsen-Anhalt. Zwei Jahre vor den Olympischen Sommerspielen in Athen fällt diese hierzulande nur in Details positiv aus. "Insgesamt konnten die Ergebnisse der Vergangenheit bestätigt werden. Doch Zufriedenheit kommt lediglich bei einzelnen Sportarten auf", sagt Bernd-Uwe Hildebrandt, der Chef des Olympiastützpunkts Magdeburg/Halle, beim Blick auf die Ergebnisse der 24 Aktiven aus Sachsen-Anhalt, die an Europa- und Weltmeisterschaften teilnahmen. Hier seine Einschätzung:

Kanu-Rennsport: Aus dem EM-Debakel (Medaille verpasst) wurden Lehren gezogen. Der Kajak-Vierer gewann dann mit den drei Magdeburgern Mark Zabel, Björn Bach und Andreas Ihle Silber bei der WM. Auswahl-Mitstreiter Ulm kommt zum SCM. Prognose 2004: Medaille sicher.

Rudern: Manuela Lutze und Rene Bertram saßen in den goldenen WM-Doppelvierern. Die Routiniers Andre Willms (alle SCM) und Andreas Hajek (SV Halle) eroberten Bronze. Alle sind Kandidaten auf Olympiamedaillen - sofern sie ihre Karriere bis 2004 fortsetzen", meint Hildebrandt. Matthias Weiß und Christian Schreiber gehören zur erweiterten Auswahl und könnten in Athen dabei sein. "Doch Eines muss ich kritisch anmerken: Halle formte in den letzten Jahren viele Junioren-Weltmeister, den Sprung in die A-Auswahl schaffte kaum jemand. Das ist verbesserungswürdig", so der OSP-Chef. Prognose 2004: zwei Medaillen.

Schwimmen: Nicole Hetzer (SCM) gewann EM- Bronze (400 Meter Lagen), Stephan Pohl (SVH) steuerte Staffel-Silber bei. Talent Leif-Marten Krüger schwamm bei der EM Bestzeit und zeigte, dass für 2004 mit ihm zu rechnen ist. "Doch die Breite ist zu gering. Das Ergebnis entspricht nicht dem riesigen Aufwand", schätzt Hildebrandt ein. Prognose 2004: eine Medaille.

Wasserspringen: Andreas Wels (SVH) eroberte zwei Mal EM-Silber und ist in der Weltspitze ein Größe. Viele hallesche Talente haben Potenzial, den Sprung in die A-Auswahl zu schaffen. Prognose: Wels erreicht das Olympia-Finale.

Leichtathletik: Grit Breuer überzeugte trotz Verletzungsproblemen mit EM-Gold und -Silber. Weiterer Lichtblick: Speerwerfer Björn Lange (beide SCM) schaffte die Qualifikation. Zehnkämpfer Sebastian Knabe (SVH) bleibt trotz seiner Probleme bei der EM ein Olympia-Kandidat. Dazu zählt Yvonne Teichmann vom SCM. "Doch Europa hinkt der Welt hinterher. Ein EM-Titel ist kaum Gradmesser für Olympia. In der deutschen Leichtathletik deutet sich eine Katastrophe an", sagt Hildebrandt und lässt kein ein gutes Haar an der Entwicklung in Halle, wo von der einstigen Hochburg kaum noch Grundmauern zu sehen sind. Hier arbeiten mit Harald Werner (400 Meter Frauen), Maria Ritschel (Speerwurf Frauen) und Gerhard Böttcher (Diskuswurf Frauen) drei Bundestrainer, "doch sie bringen ja nicht mal mehr Teilnehmer an Großereignissen heraus. Da passiert angesichts der riesigen Investitionen einfach zu wenig", ist Hildebrandt verärgert. Prognose 2004: eine Medaille

Ringen: Die Ein-Mann-Show von Sven Thiele (SVH) wird weitergehen. Leider fehlt der Nachwuchs.

Boxen: EM-Medaillen? Fehlanzeige! "Trotzdem haben die Hallenser Tino Groß, Steffen Kretschmann, der leider seit Jahren auf der Stelle tritt, und Norman Schuster die Chance, bei Olympia 2004 dabei zu sein", prognostiziert Hildebrandt.

Weiter: Drei Handballer des SCM sollten zum Athen-Kader gehören, ebenso Kanuslalom-Weltcupsieger Stefan Pfannmöller. Dessen Bruder Erik und Judoka Claudia Malzahn (alle Halle) könnten es schaffen. Im Turnen müsste ein Wunder her.