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Saalkreis Saalkreis: Andrang beim Wurstsuppen-Tag

Von Ralf Böhme 25.04.2001, 17:12

Höhnstedt/MZ. - Mittwoch in Höhnstedt - da ist Wurstsuppen-Tag. Noch bevor Fleischer Frank Schrader seinen Laden öffnet, stehen die ersten Kunden davor. Manche behaupten, dass sie die kräftig-würzige Brühe auf Kilometer riechen können. Die Saison dauert von Ende Oktober bis Anfang Mai. Alle in der Warteschlange halten Krüge und Töpfe in den Händen. Die größten Behältnisse bringen die Hallenser mit, die gleich noch ihre halbe Hausgemeinschaft versorgen wollen. Allein am niedrigen Preis - der Liter kostet 50 Pfennige - kann es wohl nicht liegen. Worin besteht das Geheimnis des Erfolges?

Ganz genau kann es sich der Familienvater auch nicht erklären. Selbst die gusseiserne Wurstspritze des 35-jährigen Höhnstedters stammt noch aus der Vorkriegszeit - ein gepflegtes Museumsstück, das seinen Dienst aber bestens versieht. Schrader: "Eigentlich mache ich alles so, wie es bereits mein Vater und mein Großvater getan haben." Bauchfleisch, Rippen, Schwarte - alles vom Schwein - sowie Gemüse und allerlei andere Dinge füllen den 200-Liter-Bottich. Die genaue Suppen-Mischung will Schrader nicht preisgeben. Auf alle Fälle vergehen drei Stunden, ehe das Köcheln sein Ende hat.

Doch an Pause ist nicht zu denken. Irgendwie sind alle fünf Mitarbeiter des Familienbetriebes, so scheint es, immer auf Trab. Vor der abendlichen Tagesschau zieht kaum Ruhe im Schlachthaus ein. Der Fleischer: "Ich bin so aufgewachsen und will es nicht anders." Fast zehn Jahre arbeiten Schraders, die zu DDR-Zeiten als Konsum-Filiale firmierten, nun wieder auf eigene Rechnung. Erfolgreich, so dass Schraders Mutter Hildegard nächstes Frühjahr beruhigt in Rente gehen kann.

Sorgen um den Berufsnachwuchs sind überflüssig. Ihr Enkel Marcus lernt Fleischer. Die Aussicht auf diese Hilfe stimmt Frank Schrader optimistisch: "Irgendwann werde ich einmal mehr Zeit für mein Hobby haben." Jetzt fährt nur zwei Mal im Winter an die Ostsee, um von einem Kutter aus große Fische zu angeln.