Rudern Rudern: «Willi» lässt Erfolge sprechen
Athen/MZ. - Ein Lautsprecher ist Andre Willms nicht. Eher ein Unauffälliger, trotz seiner Körperlänge von 2,01 Metern. Der "Willi", wie er von Ruderern und Freunden genannt wird, grinst lieber drei Mal, bevor er etwas erzählt. Reden lässt der Magdeburger Super-Ruderer lieber die anderen. Sitzt er jedoch im Boot, dann ist es mit seiner Zurückhaltung vorbei.
Nach den Spielen in Athen könnte der 32-Jährige, ohne dass vorher ganz im Sinne von Willms viel Aufhebens darum gemacht wird, der erfolgreichste deutsche Olympia-Ruderer aller Zeiten sein. Und mit ihm sein Leverkusener Bootsinsasse Stephan Volkert. Noch führt der Leipziger Siegfried Brietzke mit seinen drei Goldmedaillen zwischen 1972 und 1980 diese Statistik an. Willms und Volkert stehen mit den zwei Olympiasiegen 1992 in Barcelona und 1996 in Atlanta sowie dem dritten Platz 2000 in Sydney jeweils im Doppelvierer schon jetzt kaum nach.
Der windanfällige Regattakurs in Schinias nordöstlich von Athen könnte sich vor dem Magdeburger wie ein roter Teppich ausrollen. Willms will von dem Vergleich mit Brietzke am liebsten nichts in der Öffentlichkeit hören. Er kennt mit seiner Erfahrung von nunmehr 15 Jahren in der Weltelite die Tücken seiner Sportart zu genau. Die 2 000 Meter lange Hitze-Höllen-Strecke in Schinias steckt voller Überraschungen. Wie schnell es außerdem gehen kann, dass sich bei der enormen Stärke anderer Ruder-Nationen goldene Träumereien in Luft auflösen können, musste er bei den Spielen vor vier Jahren in Sydney erfahren, als der zum hohen Favoriten erhobene deutsche Doppelvierer von Italien und den Niederlanden bezwungen wurde.
Damals saß mit dem Elbestädter, der beim Sportamt der Stadt angestellt ist, noch der Hallenser Andreas Hajek im Boot, wie auch schon 1992 und 1996. Dass es Hajek nicht mehr nach Athen geschafft hat, bedauert Willms. "Ich bin mit Andreas durch alle Höhen und Tiefen gegangen. Er hat noch einmal alles gegeben", sagt er. "Leider hat es nicht gereicht. Wir vermissen ihn in unserem Team." Letztmals bei einer internationalen Meisterschaft ruderten die Beiden bei der Weltmeisterschaft 2002 in Sevilla im Doppelzweier zusammen und wurden Dritte.
Andre Willms, Weltmeister in drei Bootsklassen, darunter 1994 im Einer, kann sich trotz der langen Zeit auf dem Wasser vorstellen, auch nach den Athener Spielen noch die Skulls zu bedienen. "Andre ist all die Jahre sehr verantwortungsbewusst mit seinem Körper umgegangen. Das zahlt sich in einer langen Hochleistungsfähigkeit aus", erzählt sein Magdeburger Heimtrainer Roland Oesemann. "Mich würde nicht überraschen, wenn er noch ein, zwei Jahre dabei ist."
Vieles wird davon abhängen, wie der von Bundestrainer Bernd Linder betreute Doppelvierer in der vorjährigen Weltmeister-Besetzung Andre Willms / Stephan Volkert / Marco Geisler / RobertSens in Schinias abschneidet. Am Sonntagvormittag wird die Crew zum Vorlauf antreten. "Eine Medaille soll herausspringen." Zumindest zu dieser Aussage lässt sich Andre Willms hinreißen. Weiteres über seine Ambitionen zu erfragen, wäre erfolglos. Er hat längst sein viel deutbares Lächeln aufgesetzt.