Rudern Rudern: Dresden meldet sich zurück auf dem Thron
LONDON/HALLE/MZ. - Manchmal braucht es wirklich nur den richtigen Auslöser, dann geht vieles scheinbar von selbst. Hartmut Buschbacher sah das gestern auf dem Dorney Lake nahe Schloss Windsor auch so: "Ich glaube, dass der Sieg des Achters den Jungs noch einmal zusätzlich Auftrieb gegeben hat", sagte der Cheftrainer der deutschen Ruderer nach der zweiten olympischen Triumphfahrt. Der Doppelvierer fuhr zu einem klaren Start-Ziel-Sieg vor den favorisierten Kroaten.
Die Goldfahrt löste vor allem in Dresden geradezu euphorischen Jubel aus. Rund 50 Sportler feierten ausgelassen auf dem Dach der Centrum-Galerie. Mit Schlagmann Tim Grohmann und Karl Schulze saßen zwei waschechte Dresdner im Boot, dazu mit Philipp Wende aus Wurzen ein weiterer Sachse. Der Vierte im Bunde war Lauritz Schoof aus Rendsburg in Schleswig-Holstein. "Der Wille war einfach da, es hat von Anfang bis Ende gepasst. Als die Kroaten Druck machten, haben wir dagegengehalten. Das war der Knackpunkt", sagte Grohmann.
Für Dresdens Ruderer war es die erste Goldmedaille seit 24 Jahren. Kerstin und Olaf Förster, Thomas Greiner und Annegret Strauch hatten allesamt 1988 in Seoul gewonnen. Auch Frank Rühle aus dem legendären Vierer ohne Steuermann freute sich mit der neuen Sportlergeneration: "Die Jungs haben gezeigt, was sie können. Im Rudersport hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan." Rühle war 1968 und 1972 Olympiasieger.
Nicht so recht zum Feiern zumute war dagegen Martin Gulyas. Die einstige große Ruder-Hoffnung vom Verein Böllberg-Nelson aus Halle trainiert seit diesem Jahr in Dresden und nimmt im Training den Platz von Schoof ein. "Ich bin schon etwas wehmütig. Da sehe ich die Jungs im Fernseher mit der Goldmedaille um den Hals und sitze hier zu Hause", sagte der 25-Jährige.
Er will nun mit den drei Olympiasiegern an seiner Seite noch einmal richtig angreifen. "Die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr ist das Ziel", sagte Gulyas.