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Rudern Rudern: Abenteuer für stürmischen Debütanten

23.08.2007, 19:59

Halle/MZ/w. - Und selbstbewusst formuliert er sein Ziel: "Ein Platz im Finale, wenn es geht noch ein bisschen mehr."

Das ist eine ganze Menge, denn Daniel Sturm ist erst seit einem guten Jahr bei den Ruderern in Halle und einen richtigen Wettkampf Mann gegen Mann hat er ein einziges Mal vor einem guten Vierteljahr in Ratzeburg bestritten. Das war gleichzeitig der WM-Test, den er mit Bravour bestanden hat.

Zum Rudern ist Sturm überhaupt nur durch eine fixe Idee gekommen, weil er einen Ausgleichssport gesucht hat. "Ich dachte mir, dass meine Körpergröße von 1,95 Metern beim Rudern ganz nützlich sein könnte", erzählt der heute 30-Jährige aus Bad Bibra. Seit acht Jahren sitzt er nach einem nicht selbst verschuldeten Verkehrsunfall im Rollstuhl und ist ab dem sechsten Brustwirbel gelähmt.

"Als Daniel ohne jegliche Rudervorkenntnisse zu uns kam, hatte er nicht viel mehr als sein Gardemaß und seine guten Vorsätze zu bieten. Trotzdem habe ich vom ersten Moment an an ihn geglaubt", erinnert sich sein sportlicher Ziehvater Hans-Herwig Ritter. Geahnt hat Ritter da allerdings nur in Umrissen, was auf ihn alles an Schwierigkeiten zukommt. "Am Kanal gab es zunächst noch keinen behindertengerechten Zugang, selbst ein Boot mussten wir uns erst besorgen. Da Daniel keine Fahrerlaubnis hat, habe ich ihn ungezählte Male in Bad Bibra zum Training und zu Arztterminen abgeholt und zurückgebracht", erzählt Ritter, der inzwischen jedoch nicht mehr der Einzelkämpfer für Sturm ist. Das Berufsförderungswerk hilft in Halle mit kostenlosen Übernachtungen, die Leha GmbH finanzierte den 3 000 Euro teuren Einer, mit dem Sturm nun bei der Ruder-WM starten wird. Weil die Erfahrung auf dem Wasser (noch) fehlt, setzt Sturm auf seine urwüchsige Kraft im Oberkörper, die er im Keller seiner Wohnung trainiert.

"Er hat in München schon eine Chance. Nachteil könnte die fehlende Wettkampfpraxis sein, denn er ist bei uns ist ja immer nur allein gegen die Uhr gefahren. Und wenn es auf Anhieb nicht gleich nach Wunsch klappen sollte, bleiben als Fernziel immer noch die Paralympics im nächsten Jahr in Peking", versucht Hans-Herwig Ritter, seinem Schützling den Erwartungsdruck zu nehmen.