Ringen Ringen: Gelähmter Kittner kämpft gegen Schicksal
München/dpa. - Der Athlet, seine Freundin und seine Familie versuchen den Schock weiter zu verarbeiten - und wollen im neuen Jahr um die Gesundheit und gegen den schweren Schicksalsschlag kämpfen. «Es geht nur in ganz kleinen Schritten bergauf», sagt Bruder Markus Kittner und hofft auf den Erfolg einer Operation in China. «Wir haben uns nicht mit der Situation abgefunden. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.»
Martin Kittner selbst mag noch keine Fragen der Medien zu dem tragischen Moment beantworten, auch Foto-Aufnahmen lässt die Familie nicht zu. Am 30. September hatte sich der 28-Jährige während des Zweitligakampfes Lichtenfels gegen Mömbris-Königshofen bei einer keinesfalls ungewöhnlichen Kampfaktion zwei Halswirbel gebrochen. Die Diagnose der Ärzte veränderte das Leben des Kandidaten für Olympia 2008: Vom Hals abwärts wird er praktisch gelähmt bleiben. Zur Zeit kann er nur seinen Kopf und ein wenig den rechten Arm bewegen.
Zuspruch gab es jede Menge für den Mann, der beim AC Lichtenfels für die Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm im griechisch-römischen Stil zuständig war. Nicht nur Familie, Freunde und Freundin standen ihm bei, der gelähmte Turner Ronny Ziesmer schrieb ebenso einen Brief wie der am Rückenmark verletzte Basketballer Matej Mamic. Auch Showmaster Thomas Gottschalk rief bei dem schwer verletzten Athleten an. Als zehnjähriger Junge hatte der kleine Martin in der Sendung «Wetten, dass..?» ein Millionenpublikum mit seinen Brückenschlägen begeistert.
Die Genesungs-Fortschritte des einstigen Leistungssportlers sind minimal. Mittlerweile kann der Patient wieder das Ellenbogengelenk am rechten Arm beugen und strecken und ist so in der Lage, einen Elektrorollstuhl zu steuern. Große Hoffnung setzen die Kittners in eine experimentelle Operation in China. Stammzellen sollen ihm dort in das Rückenmark gespritzt werden.
«Auch wenn es aus deutscher medizinischer Sicht unmöglich ist, ist es unser Ziel, dass Martin eines Tages wieder laufen kann», sagt Markus Kittner. «Aber es wäre auch schon ein Erfolg, wenn er wieder die Finger bewegen kann.» Rund 35 000 Euro kostet das Projekt «Peking 2008», bei dessen Namen Martin Kittner noch vor einem halben Jahr an eine Olympia-Medaille und nicht an eine Operation gedacht hatte. Zwei Spendenkonten sind für den Ringer eingerichtet.
Nur wenige hätten eine Verletzung wie die Martins bisher überhaupt überlebt, betont Freund und Ringer-Trainer Matthias Fornoff. «Der Unfall hätte auch viel schlimmer ausgehen können.» Die Bilder vom 30. September 2006 wird er wohl nie vergessen, wie keiner der mehr als 500 Zuschauer. Wie gut sein Freund, den er immer wieder im Krankenhaus besucht, den Schock wirklich verdaut hat, «ist schwer zu beurteilen». «Ein Tief kommt immer mal», sagt Fornoff, den die «überragende Anteilnahme aus der Ringerfamilie» beeindruckt. Darauf hofft er auch im neuen Jahr: «Denn das wird für Martin nicht einfach.»