1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Retro-Modus: Retro-Modus: DFL beschließt Rückkehr der Relegation

Retro-Modus Retro-Modus: DFL beschließt Rückkehr der Relegation

Von Heinz Büse und Carsten Lappe 10.10.2007, 15:43

Düsseldorf/dpa. - Zurück in die Zukunft - ein Begriff aus derBundesliga-Historie soll dem deutschen Fußball zu mehr Attraktivität und besseren Einnahmemöglichkeiten verhelfen. Im Zuge der Einführungeiner eingleisigen 3. Liga und der Diskussion über die neue TV-Vermarktung entdeckten die Vertreter der 36 Proficlubs den Reiz vonRelegationsspielen wieder. Wie schon von 1982 bis 1991 sollen sieüber einen Teil der Auf- und Abstiegsplätze entscheiden. «Das ist eingroßes Spektakel zum Saisonende und sicher auch ein zusätzlicherAnreiz für TV-Sender», kommentierte Hans-Joachim Watzke,Geschäftsführer von Borussia Dortmund, den Beschluss derMitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) vonDienstagabend.

Auf der Suche nach belebenden Elementen für das Ligensystemvotierte eine Mehrheit der Delegierten für den Vorschlag. Demnachspielt der Drittletzte der Bundesliga in Hin- und Rückspiel gegen denDritten der 2. Bundesliga um einen Platz in der Bundesliga. DieseRegelung gilt auch für die 2. Liga und die neu eingeführteeingleisige 3. Liga.

Kritik aus der 2. Liga, die damit einen sicheren Aufstiegsplatzeventuell verliert, ließ nicht lange auf sich warten. «Davon halteich gar nichts. Da werden die Erstligisten geschützt. Es ist brutalhart, wenn man auf Platz drei landet, aber nach einemRelegationsspiel vielleicht nicht aufsteigen darf», klagte HolgerStanislawski, Teamchef des Tabellen-11. FC St. Pauli am Mittwoch.Auch die Münchner «Löwen» können sich mit dem Beschluss nichtanfreunden. «Von der Relegation halte ich gar nichts. Ich glaube, füralle Beteiligten sind mehr Absteiger besser», sagte Stefan Ziffzer,Geschäftsführer vom TSV 1860 München.

Gleichwohl überwog die Zustimmung. Dem Reiz der neuen, altenRegelung, mit der sich gutes Geld verdienen lässt, konnten auch vieleVertreter aus dem Unterhaus nicht widerstehen und stimmten für denVorschlag. Schließlich werden die Nachteile beim Aufstieg aufgewogendurch die Vorteile beim Abstieg. Darauf verwies Michael Meier,Manager des ambitionierten Zweitligisten 1. FC Köln. «Bei einem Sturzin die Drittklassigkeit besteht für viele Clubs Insolvenzgefahr. Nungibt es eine zusätzliche Möglichkeit, dieses Szenario abzuwenden. Daswar das stärkste Argument.»

Der Unterhaltungswert von Relegationsspielen ist unumstritten.Viele Entscheidungspartien in den Jahren von 1982 bis 1991 bliebenunvergessen. Vor allem in den Duellen zwischen Fortuna Köln undBorussia Dortmund (1986/2:0, 1:3, 0:8), Darmstadt 98 und WaldhofMannheim (1988/3:2, 1:2, 4:5 n. E.) sowie Stuttgarter Kickers und FCSt. Pauli (1991/1:1, 1:1, 3:1) ging es spannend zu.

Reinhard Saftig, derzeit Geschäftsführer von Arminia Bielefeld,litt einst im Thriller gegen Fortuna als Trainer von BorussiaDortmund Höllenqualen. «Ich fand es damals schrecklich.» Dennochgewinnt er dem Beschluss nur Vorteile ab: «Für die Bundesliga undVereine wie Arminia ist das natürlich positiv. Wenn man Drittletzterwird, hat man immer noch eine fifty-fifty-Chance, drinzubleiben. Abergrößer ist die Chance nicht, weil man als Erstligist den größerenDruck hat.»

Ähnlich sieht es Rostocks Trainer Frank Pagelsdorf, der damals alsBVB-Profi nur knapp dem Abstieg entging: «Ich selbst habe mitDortmund schon von dieser Regelung profitiert. Ich denke, es ist einelangfristige Regelung, die nicht nach zwei oder drei Jahren gekipptwird.»