Reisen wie im Fernsehen Reisen wie im Fernsehen: Die «Deutschland» ist das «Traumschiff»

Neustadt/Hamburg/dpa. - Zumindest für das Fernsehpublikum ist sie das Traumschiff schlechthin: Die «MS Deutschland» ist der Drehort der ZDF-Serie «Das Traumschiff» und für viele der Inbegriff eines schwimmenden Luxushotels. Dabei hat der Luxusliner erst 1998 das Schwesterschiff «MS Berlin» als Kulisse für die Fernsehsendung abgelöst. Neben der Filmcrew kreuzen seit fünf Jahren bis zu 490 Passagiere an Bord der «Deutschland» über die Weltmeere. Im Sommer ist das 175 Meter lange und 23 Meter breite Schiff vor allem im Nordmeer unterwegs. Im Frühjahr und Herbst geht es durch das Mittelmeer, wenn nicht - wie in diesem Jahr - eine Weltreise ansteht.
«Die "Deutschland" wurde im Stil der Grand Hotels der zwanziger Jahre ausgestattet», sagt Hans-Ulrich Kossel, Sprecher der Peter Deilmann Reederei in Neustadt/Holstein. Kabinen und Gesellschaftsräume sind mit Elementen des Jugendstils, des Art Déco und des Klassizismus gestaltet. Vor allem in den öffentlichen Räumen finden sich außerdem Gemälde und Skulpturen verschiedener Künstler: So ziert die Decke des Haupttreppenhauses die Großdarstellung eines Landschaftsgemäldes von James Turner. Im «Kanzlerzimmer» umgeben die Gäste die Zeichnungen deutscher Politiker von der Künstlerin Nomeda von Oldenburg.
Die Gäste wohnen in rund 300 Suiten und Kabinen in neun Kategorien. Alle Kabinen sind vollklimatisiert, haben Telefon und einen Farbfernseher mit Radio und Musikprogramm. In den Badezimmern der Suiten können sich die Gäste auch in die Badewanne legen.
Außerhalb ihrer Kabinen amüsieren sich die Passagiere in verschiedenen Salons und Restaurants: Die Bars «Lili Marleen und «Zum Alten Fritz» sind nostalgisch eingerichtet, in den Restaurants «Berlin», «Vierjahreszeiten» und «Lido-Gourmet» werden internationale Küche und Spezialitäten aus der jeweiligen Reiseregion serviert. Auf dem obersten, dem neunten Deck können sich die Gäste in einem Meerwasserpool oder an der Poolbar entspannen.
Auch wenn die «MS Deutschland» das jüngste Hochseeschiff der Deilmann-Reederei ist, hat der Name bereits Tradition in der Seefahrt: Seit 1848 hießen mehr als 90 Schiffe so - darunter Passagierschiffe, Frachter und sogar ein U-Boot: «Die erste "Deutschland" war ein Segelschiff der Hamburg-Amerika Linie/HAPAG», sagt Lars-Ulrich Scholl, Professor für Schiffahrts- und Marinegeschichte an der Universität Hamburg. «Das Passagierschiff brachte deutsche Auswanderer nach New York.»
Zu einiger Berühmtheit brachte es eine andere «Deutschland»: Das 1900 fertig gestellte Passagierschiff gewann auf seiner Jungfernfahrt von Hamburg nach New York das Blaue Band für die schnellste Ost-West-Überquerung des Atlantiks. Besonders angenehm war die Fahrt auf dem mehr als 200 Meter langen Schiff aber nicht: «Es wurde wegen seiner schaukeligen Fahrt auch "Cocktail-Shaker" genannt», sagt Professor Scholl.
Eher kuriös ist die Geschichte des Fracht-U-Boots «Deutschland»: «Das Schiff brachte 1916 im Ersten Weltkrieg Waren von Deutschland in die USA und zurück», so der Experte für Schifffahrtsgeschichte. Auf Tauchfahrt ging es dabei aber nur wenige Stunden, um die britische Seeblockade zu umgehen.
Auch momentan trägt nicht nur das «Traumschiff» den Namen «Deutschland»: «Ein stationäres Schulschiff für die Handelsmarine und ein Fährschiff der Reederei Scandlines heißen ebenfalls so», sagt Jens Meyer, Schiffsexperte und Chefredakteur der in Hamburg erscheinenden Fachzeitung «Täglicher Hafenbericht». Für die Reederei Deilmann bleibt ihre Deutschland trotzdem eine Besonderheit: «Seit einem halben Jahrhundert gab es kein Kreuzfahrtschiff "Deutschland" auf den Weltmeeren», sagte der Reeder Peter Deilmann bei der Taufe des Schiffes im Jahr 1998.
Informationen: Peter Deilmann Reederei (Tel.: 04561/39 60)