Reaktion Reaktion: Verdacht gegen Mühlegg setzt Olympia-Jubel der Spanier ein jähes Ende

Madrid/Salt Lake City/dpa. - Es war so schön gewesen. SpaniensSportwelt freute sich darüber, dass mit dem Ski-Langläufer JohannMühlegg zum ersten Mal in der Geschichte ein Spanier dreiGoldmedaillen bei Olympischen Spielen gewonnen hatte. Und das beiWinterspielen, bei denen die Sportler aus dem Sonnenland bisher kaumeine Rolle gespielt hatten. Aber dann machten die Berichte über denDopingverdacht gegen den gebürtigen Allgäuer dem Jubel ein jähesEnde.
Die Zeitungen, die am Sonntag an den spanischen Kiosken verkauftwurden, ließen Mühlegg noch als Helden hochleben. «Echt riesig!»,jubelte das Sportblatt «Marca». Die Presse feierte den Wahlspanier,der 1999 die spanische Staatsangehörigkeit angenommen hatte, alseinen «Hurrikan», als einen «Indurain aus Bayern» oder als«Goldkönig». Während die Spanier beim Frühstückskaffee in denBlättern die Jubel-Artikel lasen, verbreitete der Rundfunk dieNachricht von den Dopingvorwürfen gegen Mühlegg.
«Aus dem Helden ist über Nacht ein Bösewicht geworden», meinte einRadiosprecher. Aus dem größten Olympia-Triumph wurde für die Spanierinnerhalb weniger Stunden der größte olympische Skandal. Dabei hattensie sich an ihren neuen Landsmann gerade erst gewöhnt und dem blondenHünen den liebevollen Beinamen «Juanito» gegeben. Die Stimmen, dieMühlegg als einen «Legionär» bezeichneten, waren verstummt. SelbstSpaniens bisher einziger Winter-Olympiasieger, Francisco FernándezOchoa, hatte sich bei dem Allgäuer für seine Äußerungen entschuldigt,wonach Mühlegg keinen Tropfen spanisches Blut in den Adern habe.
Nach der dramatischen Wende von Salt Lake City und dem Aufkommender Dopingvorwürfe dürfte mancher Kommentator seine Worte ein wenigbereuen, die er in der Euphorie des Jubels gewählt hatte. DerKolumnist Carlos Toro von der Zeitung «El Mundo» hatte beispielsweisegemeint, in Mühlegg einen «Erlöser» und «Schnee-Messias» entdeckt zuhaben. Der spanische Hollywoodstar Antonio Banderas hatte behauptet,Spaniens kulinarische Spezialitäten wie Paella oder Schinken seiender Schlüssel zu Mühleggs Erfolg gewesen. Seit den Dopingvorwürfenscheint dies eher fraglich zu sein.
Die spanische Olympia-Delegation in Salt Lake City erfuhr vomVerdacht, als sie gerade mit einem Abendessen die dritte Goldmedaillefeiern wollte. Delegationschef Joaquín Agulla erfuhr von dem Vorwurfgegen Mühlegg, kurz bevor das Essen aufgetragen werden sollte. Ausdem feierlichen Dinner wurde dann eine ziemlich traurige Mahlzeit.Den spanischen Sportlern und Funktionären war der Appetit gründlichvergangen.