Räumung im Dannenröder Forst geht weiter

Homberg/Ohm - Bei weiteren Protesten gegen die Rodungen im Dannenröder Forst für den Weiterbau der Autobahn 49 in Mittelhessen ist am Samstag erneut Pyrotechnik gezündet worden. Auch Steinwürfe gegen Beamte habe es gegeben, teilte die Polizei via Twitter mit. Ein Mensch sei daraufhin festgenommen worden. Am Nachmittag hätten rund 10 bis 15 vermummte Personen Beamte mit Farbbeuteln beworfen. Zudem seien in einem anderen Teil des Waldes Polizisten von Bäumen aus mit Exkrementen beworfen worden. Einer der Beamten sei am Helm und im Gesicht getroffen worden. „Es wurden heute 42 Personen in Gewahrsam genommen”, teilte die Polizei am Abend mit. Zudem seien 35 Verfahren eingeleitet worden.
Wie ein Polizeisprecher sagte, hatten die Beamten am Morgen eines der Baumhaus-Camps in dem Waldstück betreten. Dabei sei es darum gegangen, die Menschen anzusprechen und ihnen die Möglichkeit zu geben, persönliche Gegenstände aus dem Wald zu bringen. Die Aktivisten seien dem nicht nachgekommen. Stattdessen sei mehrfach Pyrotechnik gezündet worden. Verletzte habe es nicht gegeben. Auch ein Polizist, der von einem Stein am Bein getroffen wurde, blieb nach Angaben des Sprechers unverletzt. Mehrere Menschen hätten außerdem auf Tripods - hochbeinigen Gestellen - ausgeharrt.
In dem Waldstück nahe Homberg/Ohm im Vogelsbergkreis sollen auf einer Fläche von 27 Hektar Bäume für das Verkehrsprojekt gerodet werden, die Arbeiten laufen bereits. Zuvor hatte es Rodungen im Herrenwald bei Stadtallendorf (Landkreis Marburg-Biedenkopf) und im Maulbacher Wald bei Homberg/Ohm gegeben. Umwelt- und Klimaschützer protestieren dagegen, weil sie das Projekt angesichts der Klimakrise für verfehlt halten, Befürworter versprechen sich davon weniger Verkehrs- und Lärmbelastung in den Dörfern und eine bessere Anbindung ans Straßennetz. Seit mehr als einem Jahr halten Aktivisten den Dannenröder Forst besetzt, sie haben sich in mehreren Baumhaus-Camps eingerichtet und zahlreiche Barrikaden aufgebaut.
Bereits am Donnerstag waren mehrere Menschen im Dannenröder Forst festgenommen worden, nachdem an einer Absperrung Beamte mit Pyrotechnik beschossen und Rauchbomben gezündet worden waren. Weitere Festnahmen gab es am Freitag.
Eine Sprecherin der Aktivisten sprach am Samstag davon, dass die Polizei das Camp am Morgen „umstellt” habe. Nach den vorangegangenen Festnahmen seien die Menschen im Wald sehr aufgebracht, sagte sie. Die Polizei habe angefangen, Bodenstrukturen zu räumen und Gegenstände zu zerstören. Das Zünden der Pyrotechnik sei eine „direkte Reaktion” darauf gewesen. Generell sei weiterhin „mit großem Widerstand” seitens der Aktivisten zu rechnen, sagte die Sprecherin. „Ich frage mich, warum ist es in Ordnung, das Pariser Klimaabkommen zu brechen, aber nicht einen Straßenbauvertrag.” (dpa/lhe)