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Räuberfest in Walbeck Räuberfest in Walbeck: Überfall um Mitternacht

Von Helga Langelüttich 12.08.2001, 18:22

Walbeck/MZ. - "Denn in Walbeck sind die Räuber", hieß es am Wochenende im und am Tierpark der Gemeinde. Seit 1995 wird hier das Räuberfest gefeiert - immer am 2. Augustwochenende, war von Hagen Hepach, einem der Räuber, zu erfahren. Da seien nämlich die sieben Wochen nach dem Siebenschläfer vorbei und erfahrungsgemäß schönes Wetter. Das sei ein Geheimtipp, der sich fast stets bewährt habe.

Hepach konnte auch einiges über die Geschichte des Festes berichten, das seinen Ursprung im 14./ 15. Jahrhundert habe. Die Köhler, die über die Klausstraße ihre Kohlen zu den Hütten brachten, wurden häufig von Räubern überfallen und beraubt. Da sannen sie auf Rache. Sie setzten Puppen um ein Lagerfeuer. Als die Räuber über die vermeintlichen Köhler herfielen, wurden sie von den Köhlern überwältigt und hart bestraft. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gab es das Räuberfest in Walbeck, so Hepach, nach dem Krieg wieder von 1952 bis zum Verbot 1958. 1994 fand ein spontaner Versuch der Wiederbelebung so guten Anklang, dass es seither das jährliche Großereignis in Walbeck ist und Gäste aus nah und fern anzieht.

Wie stets fand auch in diesem Jahr die Eröffnungsdisko am Freitag großen Zuspruch. Am Samstagvormittag fand - ebenfalls schon traditionell - das Sommerfest des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes statt, dessen Mitglieder mit mehreren Bussen anreisten. Bei Musik mit den Born stedter Burgmusikanten, dem Chor der Volkssolidarität Gerbstedt, einem Chor von Spätaussiedlerinnen, die Lieder aus ihrer Heimat sangen, schmeckten Kaffee und Kuchen, von Mitgliedern der Volkssolidarität aus Walbeck serviert. Viel Spaß hatten Groß und Klein bei der Zauberschau mit Günter Thiel aus Leipzig, der mit seinen gekonnten Tricks verblüffte.

Inzwischen sorgten die Räuber Jens-Uwe Hulehule und Fritze dafür, dass die Sieger beim "Haut den Lukas" und Geschicklichkeitsspielen zu ihren Gewinnen kamen. Für musikalische Stimmung waren die Einetaler Musikanten zuständig. Zur Sache ging es dann am Abend. Mit Wolfgangs Partyband war zum Räubertanz geladen, doch die Hochstimmung wurde jäh unterbrochen. Mit Krach und Geknall überfielen gegen Mitternacht die Räuber die lustige Gesellschaft. Neben der "Braut", in diesem Jahr Norbert Arndt, klauten sie auch den Amtsschlüssel von Bürgermeisterin Petra Wernicke und verschwanden mit ihrem Raub im Wald, um sich am Lagerfeuer zu belustigen.

Doch die Strafe ließ nicht lange auf sich warten. Die Polizisten befreiten die Braut und führten sie wieder dem Bräutigam, Vereinsvorsitzender Gerhard Rohr, zu. Am Sonntagmorgen fuhr das glücklich vereinigte Paar in der Kutsche durchs Dorf, die Räuber wurden in Ketten gelegt mitgeführt, und es wurde für den gemeinsamen "Räuberschmaus" gesammelt, was die Bürger dazu beisteuern wollten. Der Räuberhauptmann wurde geköpft, seine Helfer erschossen, und der Alteröder Spielmannszug machte die Musik dazu. Ein Novum war in diesem Jahr eine Modenschau mit Studenten der Schule für Mode und Design Halle, die viel Anklang fand. Nach dem musikalischen Ausklang am späten Sonntagnachmittag waren alle zufrieden, Gäste wie auch Mitwirkende. Nur eine Sorge haben die Aktiven: Sie suchen dringend Nachwuchs, der die Tradition fortführen möchte.