Radsport Radsport: Team Telekom simuliert Tour auf Mallorca

Palma de Mallorca/dpa. - Der frühe Test ist Beleg fürein Umdenken von Ullrich und der Mannschafts-Leitung: Auf dem Weg zummöglichst zweiten Toursieg nach 1997 soll nichts mehr dem Zufallüberlassen und an jedem Detail gefeilt werden. Zu Telekom-Zeiten wardas nicht immer so.
«Meine Vorteile gegenüber Lance Armstrong bei der kommenden Tourliegen beim Mannschafts-Zeitfahren und vielleicht beim Bergzeitfahrennach L'Alpe d'Huez», meinte Ullrich und befasst sich schonungewöhnlich früh mit scheinbaren Kleinigkeiten des MasterplansToursieg 2004. Siege im Team-Zeitfahren waren in den vergangenenJahren immer Mosaiksteine der Armstrong-Dauererfolge. Ullrich nahmdiese Disziplin als ausgesprochener Spezialist im Einzelzeitfahreneher auf die leichte Schulter - und kassierte meist früh wertvolleSekunden Rückstand auf Armstrong.
Die neue Akribie - von Giant sind extra vier Mitarbeiter nachMallorca angereist - bewegt sich fast schon in Armstrong-Dimensionen.Der fünffache Toursieger aus Texas ist bekannt für fast versessen zunennende Vorbereitungs-Programme. Ullrich legt nach überstandenerErkältung im Trainingslager neuerdings nicht nur Wert auf Fleißarbeitim Zeitfahr-Bereich. «So wie er jetzt hier trainiert, ist stark. Dashat er früher in dieser Konsequenz nicht getan», meinte seinlangjähriger Begleiter Rolf Aldag, der seit Ullrichs Profi-Debüt 1995an seiner Seite fährt. Am Dienstag war der Kapitän allerdings wegenseines Trainingsrückstandes noch als Solist unterwegs.
Ullrich-Beteuerungen der Art «im nächsten Jahr wird alles besser»sind alt bekannt. Manchmal lehrten die Vorkommnisse der vergangenenZeiten, dass die Vorsätze wohl nicht so ernst gemeint waren. Wenn eram Dienstag beteuert: «Das wichtigste für eine gute Form ist es, dieHausaufgaben in der Vorbereitung richtig zu machen», spricht einigesfür wirkliche Läuterung, und der neue Eifer fünfeinhalb Monate vordem Start der Tour stimmt zumindest erst einmal sein Umfeld froh.
Aber Ullrich - für ihn stand die einzige pechschwarze Zeitfahr-Maschine bereit - scheint inzwischen tatsächlich verstanden zu haben.Jedenfalls drückte sich sein neuer Konzernchef unmissverständlichaus. «Wir erwarten den Toursieg», sagte T-Mobile-Vorstands-Vorsitzender René Obermann, der pro Jahr für den «Sportler desJahres» immerhin rund 2,5 Millionen Euro locker macht.