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Radsport Radsport: Rudy Pevenage und Walter Godefroot treffen sich

Von Andreas Zellmer 30.09.2003, 10:57

Brüssel/Berlin/dpa. - Der Weg von Jan Ullrich zurück zu seinemfrüheren Arbeitgeber Telekom erweist sich als offensichtlichsteiniger als erwartet. In einem Gespräch zwischen den zerstrittenenWalter Godefroot, Telekom-Manager, und Rudy Pevenage, Ullrich-Betreuer und Sportchef seines bisherigen Rennstalls Bianchi, in einemCafé im Flughafen Brüssel kam es am Dienstag vorerst zu keinemErgebnis. «Wir verhandeln weiter. Es gibt noch nichts zu vermelden -das kann noch dauern», sagte Ullrich-Manager Wolfgang Strohband aufdpa-Anfrage.

  Der 60-jährige Godefroot hatte noch vor Tagen seinen bekanntenStandpunkt aus Verärgerung über Pevenages abrupten Abgang kurz vordem Jahreswechsel 2003 wiederholt: «Nie mehr mit Pevenage.» Auf deranderen Seite will Ullrich auf seinem weiteren sportlichen Weg aufkeinen Fall auf seinen Mentor verzichten. Dem Vernehmen nach istGodefroot von seiner Überzeugung nicht abgewichen. «Das könnte solaufen, dass Pevenage aus der roten und Godefroot aus der blauen Eckekommen und Strohband den Ringrichter gibt», vermutete Telekom-Teamsprecher Olaf Ludwig den möglichen Ablauf der «Annäherung»zwischen beiden Streithähnen.

  Ein Weg aus der Zwickmühle könnte im Falle einer Telekom-Verpflichtung Ullrichs Pevenages zukünftiges Betätigungsfeld alspersönlicher Trainer oder Betreuer des Olympiasiegers sein, der dannauch nur von seinem Schützling bezahlt werden würde. Ullrichslangjähriger Berliner Coach Peter Becker ist ohnehin schon seitlängerem kaum noch für die sportlichen Belange des gebürtigenRostockers zuständig. «Ich kann mir eine offizielle BetätigungPevenages im T-Mobile-Team als Angestellter der Godefroot GmbH nichtvorstellen», hatte Ludwig am Dienstag in Palma de Mallorca vor demTreffen der Drei erklärt.

  Zu den brisanten Details der Verhandlungen am Dienstag wollte sichauch im Vorfeld keiner der Beteiligten äußern. An dem Treffen nimmtneben den beiden Belgiern auch Strohband teil. Der Wahl-SchweizerUllrich, um den sich seit Ende der Tour de France das Wechsel-Karussell dreht, blieb an seinem Wohnsitz am Bodensee. Die «Bild amSonntag» hatte in der Vorwoche gemeldet, Ullrich seien von Telekomfür die kommenden drei Jahre pro Saison 2,5 Millionen Euro gebotenworden.

  Neben der wahrscheinlich attraktivsten und sichersten Telekom-Offerte hat Ullrich noch mindestens zwei weitere Angebote. Allerdingsscheint sein alter Arbeitgeber, dessen Tochter T-Mobile ab 2004Hauptsponsor im Profi-Radsport wird, jetzt die besten Karten zuhaben. «In den nächsten Tagen entscheide ich mich», hatte Ullrich amSonntag auf seiner Homepage ein Ende der monatelangen Pokerpartie umseine Dienste angekündigt.

  Seit 1995 fuhr Ullrich für Telekom und verbuchte unter demschwarzen T 1997 mit dem ersten Tour-Sieg eines deutschen Rad-Profisseinen größten Erfolg. Nach seiner positiven Doping-Analyse kündigtedas Bonner Unternehmen den Ullrich-Vertrag im Sommer 2002. Danachbegann für Ullrich eine Odyssee. Im Januar 2003 unterschrieb er beimfinanziell auf zu schwachen Füßen stehenden Rennstall Coast einenvermeintlich hoch dotierten Vertrag. Kurz vorher hatte PevenageTelekom verlassen, um Ullrich weiter zu betreuen.

  Coast durfte nur rund einen Monat unbehelligt im Konzert dergroßen Teams mitspielen. Dann intervenierte der Weltverband, Bianchisprang für die bankrotte Coast-Mannschaft ein und rettete so dieStarterlaubnis für die Tour. Hier feierte Ullrich nach 14 MonatenInaktivität wegen zwei Knie-Operationen und der Doping-Affäre einsensationelles Comeback. Trotzdem gelang es Bianchi offensichtlichnicht, finanzstarke Partner zu finden, die eine Weiterbeschäftigungdes fünffachen Tour-Zweiten und zweifachen Zeitfahr-Weltmeistersgarantiert hätten.

  Kommt der Kontrakt mit Telekom zu Stande, dürfte ein Großteilseines bisherigen Bianchi-Teams vor der Arbeitslosigkeit stehen.Außer Tobias Steinhauser, den Ullrich als persönlichen Helfer undMotivator mitbringen dürfte. Im «Paket Ullrich» stecken nebenPevenage und Steinhauser noch sein Bruder Stefan als Team-Mechanikerund eine Physiotherapeutin.