1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Radsport: Radsport: Für Jörg Jaksche gibt es «ein Stück Freiheit»

Radsport Radsport: Für Jörg Jaksche gibt es «ein Stück Freiheit»

Von Andreas Zellmer 10.03.2004, 16:23

Roanne/Berlin/dpa. - Jörg Jaksche strampelt sich frei. Mit seinemWechsel vom Once-Team zur von Bjarne Riis geführten CSC-Formationvollzog der Radprofi auch einen Rollentausch. Mit der Unterschriftkaufte sich Jaksche, der im Moment bei der renommierten FernfahrtParis - Nizza im Gelben Trikot Furore macht, auch ein bisschenFreiheit: mehr auf eigene Rechnung, weniger der Mann für alle Fälle.«Wenn man immer nur für andere gefahren ist, bleibt einem die eigeneStärke fast verborgen», erkannte Jaksche, der bei Polti, Telekom undOnce nie in die Nähe der Chefrolle im Team kam. Zumindest imAugenblick gehört sie ihm bei CSC.

Aber auch für den Siegfall in Nizza am Sonntag macht seinVorgesetzer kein Hehl daraus, wer im Juli bei der Tour de France dasSagen haben wird. «Es ist abgesprochen, dass Jörg da für Ivan Bassound Carlos Sastre fährt», erklärte der ehemalige Toursieger Riis, derJaksche im vergangenen September zu CSC lotste, obwohl Gerolsteinerangeblich das weit bessere finanzielle Angebot vorgelegt und bereitsdie Zusage des 27-jährigen Militär-Weltmeisters aus Ansbach hatte.«Warum er sich plötzlich doch für Riis entschieden hat, gehört in denBereich der Spekulation», sagte Gerolsteiner-Chef Hans-MichaelHolcer, der im Moment mit Davide Rebellin den gefährlichstenHerausforderer für Jaksche stellt.

Vor dem kleinen Italiener hat Riis, der sein komplettes Team inden Dienst von Jaksche stellt, Respekt. «Jörg ist ein guterZeitfahrer und stark genug am Berg, aber Spurts sind nicht seineStärke. Bei den Zwischensprints, bei denen es um Sekunden-Gutschriften geht, könnte Rebellin gefährlich werden», meinte derDäne, der in seiner aktiven Zeit figürlich wie ein Duplikat JörgJaksches wirkte. Auch Riis «wachte» als 32-jähriger Toursieger erstspät auf.

Den Kampf gegen die Uhr ließ Riis Jaksche in der Toskana imNovember besonders üben. Ein Rezept des gewieften Dänen, der bei dervergangenen Tour die Teamwertung gewann, sind ungewöhnlicheTrainings- und Motivations-Methoden. Im Winter zieht er seine Fahrerin einer Art Survival-Camp mit allerlei zu bestehenden Mutprobenzusammen. Zur Gewöhnung an die wenig kommoden Zeitfahrräder dienen120-km-Fahrten - Rückenschmerzen inklusive.

Die «L'Équipe» - das Verlagshaus dahinter ist Organisator der Tourund der laufenden Fernfahrt - prophezeite dem sehr schlanken, 1,85 mgroßen Franken nach dessen Zeitfahrsieg zum Auftakt eine großeZukunft. Sein avisierter Erfolg in Nizza wäre Jaksches zweiter indiesem Jahr nach dem Gewinn der Mittelmeer-Rundfahrt. Im vorigen Jahrwar er Vierter, bei der Tour 2003 verschenkte der zurückhaltendeArzt-Sohn eine Platzierung unter den ersten Zehn, weil er seinemschwer gestürzten Freund Joseba Beloki an der Unfallstelleminutenlang moralischen Beistand leistete. In Nizza steht Jakschevier Jahre nach Andreas Klöden nun auf dem Sprung zum größtenKarriere-Erfolg.