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Radpolo Radpolo: Von Notlösung zum Glücksfall

Von Lydia Ciesluk 09.10.2007, 19:56

Halle/MZ. - Die Reideburgerinnen Kristin Keller und Stefanie Hedler wollen sich am Freitag einen großen Traum erfüllen: den Wieder-Aufstieg in die 1. Bundesliga im Radpolo. "Diese Klasse ist die höchste unserer nur in Deutschland ausgetragenen Sportart", erklärt die 23-jährige Kristin Keller. Eine weitere Besonderheit ist das Fehlen von Männermannschaften. Denn: Das Spiel wurde extra als frauentaugliche Alternative zum männlich dominierten Radball ins Leben gerufen.

Das Regelwerk des recht unbekannten Hallensports ähnelt dem seines Vorbilds. Auffälligster Unterschied ist allerdings die Verwendung von langen Schlägern. Damit wird der Ball - wie beim Pferde-Polo - ins gegnerische Tor befördert. "Der Exoten-Status dieser Sportart hat schon immer einen großen Reiz auf mich ausgeübt", sagt Stefanie Hedler. Dennoch hatte sie ihre aktive Vereinslaufbahn zwischenzeitlich berufs- und familienbedingt aufgegeben. Dass sie nun seit fünf Jahren wieder für den Reideburger SV auf das Fahrrad ohne Bremse und Leerlauf steigt, hat die Sportlerin einer Art "Notlösung" zu verdanken.

Eigentlich wollte sie der damals (Polo-) partnerlosen Kristin Keller lediglich das Weiterspielen ermöglichen und übernahm die Position der Torfrau in gemeinsamen Übungseinheiten. Diese fande viele Monate ohne Trainer statt. "Wir sind sogar allein zu Turnieren gefahren, um die nötige Spielpraxis zu erhalten. Als uns völlig überraschend der Sprung in die Landesliga gelang, wussten wir, dass noch viel mehr möglich ist", erzählt die Sozialversicherungsfachangestellte Kristin Keller. Von da an verbesserten und intensivierten die zwei ihre Wettkampfvorbereitungen unter Anleitung von Udo Seils.

Belohnt wurden die Mühen 2005 mit dem geglückten Aufstieg in die 1. Bundesliga. "Das war einfach unglaublich, zumal unser Altersunterschied von neun Jahren recht groß ist und die meisten erfolgreichen Mannschaften schon seit dem Jugendalter zusammen trainieren", so die im Polizeivollzugsdienst angestellte Stefanie Hedler. Fast logisch: Länger als eine Saison konnten sich die Reideburgerinnen nicht in der Eliteklasse halten. "Dafür hatten sie einfach noch zu wenig Erfahrung und Biss", meint Trainer Udo Seils rückblickend.

Inzwischen haben die Radpolo-Spielerinnen ihre "zahme" Spielweise aber abgelegt. In der anstehenden Aufstiegsrunde im bayerischen Elsenfeld wollen sie den Sprung in die Bundesliga zum zweiten Mal schaffen - und in dieser dann nach Möglichkeit länger als im ersten Anlauf mitmischen. "Dafür müssen wir aber einen Podiumsplatz erreichen", weiß Kristin Keller. Immerhin haben die letzten Wettkampf-Auftritte das Selbstbewusstsein des Damenteams gestärkt. Bei der unlängst stattgefundenen Qualifikation für das Aufstiegsturnier konnten alle Gegner auf die Plätze verwiesen werden. Und im Viertelfinale des Deutschlandpokals am zurückliegenden Wochenende im heimischen Reideburg löste das Duo Hedler / Keller als zweitplatziertes von sechs Teams das Ticket für die Vorschlussrunde des Cup-Wettbewerbs Anfang November.

Mädchen, die Interesse an einem Schnuppertraining haben, können montags um 18:30 Uhr in die Reideburger Turnhalle, Paul-Singer-Str. 40, kommen.