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Projekt Projekt: Die Sache mit den Wunderkisten

Von Undine Freyberg 08.03.2015, 14:44
Diese Kisten haben es in sich. Was drinsteckt, das zeigen uns Jona, Vereinsvorsitzende Jenny Grumbach, Pascal, Lucien und Lukas (von links).
Diese Kisten haben es in sich. Was drinsteckt, das zeigen uns Jona, Vereinsvorsitzende Jenny Grumbach, Pascal, Lucien und Lukas (von links). Peter Wölk Lizenz

Für mich ist der Verein wie eine zweite Familie“, strahlt Silke Hering und schaut hinüber zu ihrem Sohn Lukas, der zu den Worten seiner Mutter nickt. „Es ist immer schön mit den anderen, und wir unternehmen ganz viel zusammen“, erzählt der 13-Jährige, der eine Lernbehindertenschule besucht. Lernbehindert? Die anderen Kinder interessiert das nicht. Der große Lukas ist einer von ihnen. Es macht Spaß, mit ihm zu spielen.

Silke Hering arbeitet seit drei Jahren ehrenamtlich beim Verein Kiwozu, in dem ihr Sohn Mitglied ist. Kiwozu - die sechs Buchstaben haben eine ganz einfache Bedeutung: Kinder wollen Zukunft. Damit dies gelingt, hat eine Firma aus dem Saalekreis, die „Pem“, diesen Verein gegründet.

Verein 2011 gegründet

Die „Pem“ kennt in der Region Merseburg fast jeder. Die Personalentwicklungs- und -management GmbH ist ein sogenannter Integrationsträger. „Wir haben mit Erwachsenen zu tun, die sich aus den verschiedensten Gründen auf einen neuen Job vorbereiten müssen. Viele von ihnen sind oder waren auch längere Zeit arbeitslos, manche sind das schon seit 20 Jahren“, sagt Christian Grosse, der Geschäftsführer der Pem.

„Irgendwann kam uns die Idee - wir helfen zwar den Erwachsenen, aber die haben ja häufig auch Kinder, und dort sollten wir anfangen.“ Im Jahr 2011 wurde deshalb Kiwozu gegründet, ein Verein, dessen erste Mitglieder hauptsächlich Pem-Mitarbeiter waren.

Kontakt zu Jenny Grumbach: Tel. 0163/2 87 86 97

„Angefangen hatte alles mit der Ferienbetreuung“, erinnert sich Jenny Grumbach. „Da haben wir uns um die Kinder der Leute gekümmert, die bei uns in einer Maßnahme waren“, erzählt sie. So kam auch Lukas zum Verein Kiwozu, denn seine Mutter war zum Beispiel über verschiedene Arbeitsgelegenheiten bei der Pem beschäftigt, und die Idee mit dem Kinderverein gefiel Lukas.

„Wir möchten, dass die Kinder ihre Kreativität und ihre Fähigkeiten entdecken können. Vielleicht bekommen sie bei uns sogar schon Impulse für ihre berufliche Orientierung“, hofft Jenny Grumbach, die Vereinsvorsitzende. Vor allem wolle man dort helfen, wo die Eltern nicht so viel Geld haben und alles eben eine Nummer kleiner ausfallen muss. „Aber - bei uns sind alle willkommen, auch Kinder von Eltern, die nicht jeden Cent dreimal umdrehen müssen“, sagt die 41-jährige Verwaltungsassistentin.

„Das macht nämlich Spaß hier“, ruft die neunjährige Jona, die mit ihren Brüdern Pascal (11) und Lucien (8) sehr gern bei Kiwozu ist. „Wir machen Ausflüge, fahren zum Zelten, gehen Reiten, Schwimmen oder in den Kletterwald“, plappert die Neunjährige begeistert. Dass dabei Kinder unterschiedlichsten Alters zusammenkommen, ist eher ein Glücksfall, als dass es störend ist. „Die machen alles zusammen, und die Größeren passen auf die Kleinen auf. Das klappt super“, ist Jenny Grumbach stolz.

Bei den Projekten, mit denen Kiwozu mittlerweile zum Teil auch in Schulen geht, geht es zum Beispiel um Basteln mit Naturmaterialien, das schönste Herbstfoto, gesundes Frühstück oder auch ums Kochen mit Freunden aus anderen Ländern. „Denn es gibt in vielen Grundschulen Klassen mit Kindern aus dem Kosovo, dem Irak, aus Bulgarien oder Italien. Da haben wir schon tolles Essen miteinander gezaubert. Es war eine wunderbare Stimmung, und die Kinder haben gleich etwas über ander Kulturen gelernt“, sagt Grumbach.

Requisiten zum Theaterspielen

Für Schulen haben sich die Leute von der Pem etwas Einzigartiges ausgedacht: ein Containersystem mit bunten Wunderkisten, die mit tollen Sachen für spannende Projekte gefüllt sind. Es gibt zum Beispiel eine Theaterkiste. Darin finden sich unter anderem Stabpuppen, aber auch richtige Kostüme und alle Requisiten, die man für ein Theaterstück braucht. Selbst die Texte mit der entsprechenden Rollenverteilung stecken drin. Es gibt eine Kiste mit Geschicklichkeits- und Kreativspielen und eine Handwerkskiste, in der man neben Hammer, Säge oder Gasbeton noch viel mehr zum Basteln findet.

„Unsere Kisten haben die Mitarbeiter der Pem gebaut und sie dem verein Kiwozu zur Verfügung gestellt“, erklärt Jenny Grumbach. Jede Schule, die das möchte, kann sich die Kisten ausleihen. Mit den Spielen können zum Beispiel Wahrnehmung, Koordination oder Feinmotorik trainiert werden. Dass das Spaß macht, sieht man, denn Jona schnappt sich gleich das Käsebrett-Spiel.

Der Traum von Kiwozu? Jenny Grumbach sagt: „Wir möchten vielfältige Angebote für alle Kinder machen, mit ihnen die Natur und Kultur der Region entdecken, und jeden so gut es geht fördern.“