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Profiboxen Profiboxen: Wladimir Klitschko will erneute Entthronung verhindern

Von Gunnar Meinhardt 09.04.2004, 15:36
Wladimir Klitschko konzentriert sich auf seinen Kampf. (Foto: dpa)
Wladimir Klitschko konzentriert sich auf seinen Kampf. (Foto: dpa) dpa

Las Vegas/dpa. - Lamon Brewster ist ein schlafender Riese. Dieser «sleeping Giant» werde eine Revolution auslösen, tönte Don King in seiner bekannt schrillen Mundart beim letzten Auftritt der beiden Protagonisten vor ihrem Weltmeisterschaftskampf. Für den Umtriebigsten unter den Promotern ist klar, dass Brewster in der Nacht zum Sonntag (ZDF live/04.30 Uhr) im Mandalay Bay Casino von Las Vegas das Schwergewichts-Duell um den vakanten WM-Titel der World Boxing Organization (WBO) gegen Wladimir Klitschko gewinnt. «Dampfplauderer» King erledigte seinen Job einmal mehr glänzend, doch glauben will ihm keiner. Alles andere als ein Sieg des Hünen aus dem Hamburger Universum-Boxstall wäre eine Sensation. Bei den Buchmachern wird der Ex-Champion als 11:1 Favorit geführt.

Vorsicht ist dennoch für Wladimir Klitschko geboten, der nicht nur auf die Beantwortung der Frage brennt: «Bin ich gut genug für die Champions League oder nur für die erste Liga?» Genau 422 Tage liegt seine Entthronung durch die peinliche K.o.-Niederlage gegen Corrie Sanders zurück. Der Südafrikaner galt auch als krasser Underdog, den er in seinem siebten WM-Kampf «eben mal so auf die Schnelle weghauen wollte». Doch dann kam alles ganz anders.

Brewsters Kampfstil ähnelt dem von Sanders. Blitzschnell und überfallartig startet der 30-Jährige seine Aktionen. Und der Vollbartträger kann punchen. 22 seiner 26 K.o.-Siege in 31 Kämpfen (29 Siege/2 Niederlagen) verbuchte der in Los Angeles lebende Profi in den ersten drei Runden. So etwas wie gegen Sanders, sagte Wladimir (42/2) mit Furcht einflößender Entschlossenheit, werde ihm nicht noch einmal passieren. Diese bittere Lektion hat er gelernt und verarbeitet. Er fühle sich jetzt wesentlich besser als im März 2003.

Ob es tatsächlich so ist, wird sich in jenem Ring zeigen, in dem er bereits im August 2001 gegen Charles Shufford (K.o. 6. Runde) und im Dezember 2002 gegen Jameel McCline (beide USA/Technischer K.o. 10. Runde) um die Weltmeisterschaft geboxt hat. Beide Male stieg er dabei jedoch als amtierender Champion ins Seilquadrat. Dass er diesmal «angreifen muss», stört ihn aber genauso wenig wie die Tatsache, als Erster seinen Anteil zur Verwirklichung ihres «historischen Traumes» zu leisten. Brüder, die in der Königsklasse gleichzeitig Weltmeister waren, gab es in der Boxgeschichte noch nie. Vitali soll das Klitschko-Ziel zwei Wochen später in Los Angeles mit dem Gewinn des vakanten WM-Titels des World Boxing Councils (WBC) gegen Corrie Sanders vollenden.

Um diese einmalige Story schreiben zu können, hat sich nicht nur Fritz Sdunek mit seiner Degradierung zu Wladimirs Konditionstrainer abgefunden. Auch Promoter Klaus-Peter Kohl schlägt wie die Brüder selbst sanfte Töne an, wenn es um das brisante Thema der weiteren Zusammenarbeit geht. Wie lange die Ukrainer über den 30. April hinaus beim Hamburger Geschäftsmann unter Vertrag stehen werden, entscheidet das Hamburger Landgericht vier Tage nach Wladimirs Kampf. «Wir wollen unseren gemeinsamen Traum, den wir seit acht Jahren haben, durch absolut nichts gefährden. Wenn das Ziel erreicht ist, setzen wir uns zusammen und reden», sagte Kohl.

WM-Debütant Brewster, der beim Wiegen (102,5 kg) eine ebenso gute Figur abgab wie sein 7,7 kg schwererer und 15 Zentimeter größerer Herausforderer, ist «hungrig, mein Magen ist leer». Der farbige Faustkämpfer, der noch keinen namhaften Gegner geboxt hat, ist bereit, «für den Titel im Ring zu sterben». Wladimir Klitschko, der neue Schützling von US-Erfolgscoach Emanuel Steward, will in der Nacht zum Sonntag einfach nur brillant siegen. Stewards Prognose: «Wladimir gewinnt vor der siebten Runde durch K.o.»