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Profiboxen Profiboxen: Wilfried Sauerland wird 65

Von Franko Koitzsch 28.02.2005, 19:00
Porträt des Box-Promoters Wilfried Sauerland, aufgenommen am 03.09.2003 in Erfurt. Der Manager betreibt in Köln den gleichnamigen Sauerland-Boxstall. (Foto: dpa)
Porträt des Box-Promoters Wilfried Sauerland, aufgenommen am 03.09.2003 in Erfurt. Der Manager betreibt in Köln den gleichnamigen Sauerland-Boxstall. (Foto: dpa) Zentralbild

Hamburg/dpa. - Normalerweise feier ich zwei Mal: am 28. Februar und am 1. März.»

Sauerland hat das Profi-Boxen aus der Schmuddelecke dertätowierten und Goldkettchen-behangenen Halbwelt geholt. «Sauerland -Sauberland» hieß es einst über den gebürtigen Wuppertaler, der sichwegen seiner 43-jährigen Auslandstätigkeit als Weltbürger mitHauptwohnsitz in Kapstadt («Die schönste Stadt der Welt») undNebendomizil in Fribourg/Schweiz sieht. «Er ist der erste, der inDeutschland großes Boxen gemacht hat. Seine Verdienste sind enorm»,lobt Klaus-Peter Kohl, Chef der Hamburger Universum Box-Promotion,seinen Konkurrenten, mit dem er sich so manches verbale Scharmützelgeliefert hat.

Am 26. September 1980 veranstaltete Sauerland in den KölnerSatory-Sälen erstmals einen Profi-Boxabend. «Ein Jahr zuvor hatte ichihn in Köln kennen gelernt und gebeten: Kommen Sie nach Deutschland.Retten Sie den deutschen Boxsport», erinnert sich Jean-Marcel Nartz,langjähriger Weggefährte Sauerlands.

Gesagt, getan: Der Kaufmann, der seine Geschäfte damals wie heutehauptsächlich in Afrika mit Abfüllanlagen für Brauereien abwickelteund dort auch als Förderer von Box-Talenten in Erscheinung getretenwar (Loti Mwale, John Mugabi), bestellte fortan den brach liegendendeutschen Faustkampfmarkt. «Damals gab es keine Sponsoren, keinFernsehsender wollte deutsches Boxen zeigen. Ich musste selbst in dieTasche greifen. Die gesamten 80er Jahre waren ein einzigesVerlustgeschäft», berichtet Sauerland und beziffert das Defizit auf«eine siebenstellige Summe», die er für sein Hobby verpulvert hat.Auch das sorgte für familiären Konfliktstoff. Sauerland istmittlerweile zum fünften Mal verheiratet. «Ein weiteres Mal wird esnicht geben. Mit Jochi bin ich glücklich», schwört der Jubilar.

Erste internationale Erfolge stellten sich Mitte der 80er Jahreein: Rene Weller wurde Europameister, Graciano RocchigianiWeltmeister. In die Gewinnzone kam der Manager aber erst mit dem«Gentleman»: «Ich wollte eigentlich schon aufhören. Doch dann kam derMauerfall und ich tat mit Henry Maske, Axel Schulz und TrainerManfred Wolke einen einzigartigen Glücksgriff.»

Ein langjähriger Vertrag mit RTL stellte Sauerland-Promotion aufgesunde Füße. «Ab 1992/93 konnte ich mit Boxen Geld verdienen»,verrät der Millionär. Mit dem «guten Typen Henry Maske, der einsauberes Image hatte» machte Sauerland Profi-Boxen zurFamilienunterhaltung. «Die breite Masse hat technisch gutes Boxen denharten und blutigen Materialschlachten vorgezogen. Seitdem gehörtBoxen zur Samstagabend-Unterhaltung.»

Maske und der «ewige Verlierer» Schulz gingen, Sven Ottke undMarkus Beyer als neue Weltmeister kamen. Der einst den deutschen Box-Markt dominierende Manager ist mittlerweile hinter Kohl auf Platzzwei zurückgefallen, doch Sauerland sieht für die nunmehr von seinenbeiden Söhnen als Gesellschafter geführte Sauerland Event GmbH mitSitz in Berlin eine rosige Zukunft: «Ich bin mehr als zufrieden.»dpa yyno oi rj 281010 Feb 05