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Profiboxen Profiboxen: Roy Jones Jr. wieder K.o.

Von Gunnar Meinhardt 26.09.2004, 16:07
Roy Jones Jr. liegt in Las Vegas am Boden. (Foto: dpa)
Roy Jones Jr. liegt in Las Vegas am Boden. (Foto: dpa) EPA

Memphis/dpa. - nach 48 Sekunden in der 9. Runde.

Eine rechte Gerade an den Kopf des Ex-Champions in vier Gewichtsklassen beendete das vom gleichaltrigen Weltmeister dominierte Duell. Am 15. Mai war Jones Jr. in Las Vegas bei der Verteidigung seines WM-Titels nach WBC-Version von Landsmann Antonio Tarver mit einem linken Haken in der zweiten Runde auf die Bretter geschickt worden.

«Der König ist tot. Das war die Abschiedsvorstellung eines großen Boxers», prophezeite HBO-Kommentator Larry Merchant nach dem zweiten Desaster des 35 Jahre alten Jones Jr., der nach dem finalen Schlag Johnsons so heftig mit dem Hinterkopf auf dem Ringboden des mit über 13 000 Zuschauern besetzten FedExForums schlug, dass er sich eine schwere Gehirnerschütterung zuzog. Fünf Minuten blieb der Olympia- Zweite von 1988, der seine dritte Niederlage im 52. Profikampf quittierte, regungslos auf dem Rücken liegen.

Johnson hatte nach der Urteilsverkündung und diversen Interviews längst das Seilgeviert verlassen und zelebrierte seinen Triumph in der Umkleidekabine, als Jones Jr. noch immer wie ein Häufchen Unglück auf seinem Stuhl in der Ringecke kauerte und die Welt nicht mehr verstand. Zu einer Erklärung seines deprimierenden Auftritts war er nicht in der Lage. Gestützt durch Trainer Alton Merkenson verließ er mit zittrigen Knien die Arena in Richtung Krankenhaus.

Jones Jr., der sich vor 18 Monaten im Schwergewicht den WM-Gürtel nach WBA-Version erkämpft hatte, tönte vor seinem zweiten sensationellen K.o., dass er «heute beginnt, das Halbschwer- und Schwergewicht noch einmal neu aufzurollen». Davon war allerdings im Ring nichts zu sehen. Der gebürtige Jamaikaner Johnson, der als Neunjähriger mit den Eltern nach Miami übersiedelte und vor drei Jahren den bis dato ungeschlagenen Berliner Thomas Ulrich in der 6. Runde ausgeknockt hatte, deckte den Favoriten vom ersten Gong an mit Schlägen ein. Er suchte sein Heil im Infight und boxte nicht aus der langen Distanz, so wie die meisten Herausforderer von Jones.

«Ich habe ihn mit seinen Stärken vernichtet», frohlockte Johnson, der vor dem K.o. auf allen Punktzetteln (zwei Mal 77:75/78:74) vorn lag. Die Schlagstatistik verdeutlichte seine Dominanz: Von 437 Punches schlugen 118 ein, von 202 Jabs trafen 47. Bei Jones, der mit der Goldmedaille von Athen-Olympiasieger Andre Ward um den Hals in den Ring marschierte, lauteten die Bilanz: 270 zu 75 und 66 zu 9. Johnson (41 Siege/9 Niederlagen/2 Unentschieden) hofft nun auf einen Vereinigungskampf gegen WBC- und WBA-Weltmeister Tarver oder aber gegen WBO-Champion Zsolt Erdei aus dem Hamburger Universum-Boxstall.

Ein gelungenes Comeback nach achtjähriger Ringpause feierte indes Schwergewichtler Riddick Bowe. Der 37 Jahre alte Ex-Weltmeister von 1992 bis 1996 knockte in Shawnee (US-Bundesstaat Oklahoma) seinen Landsmann Marcus Rhode in der zweiten Runde nach 2:45 Minuten aus und feierte seinen 41. Sieg im 42. Kampf. Bowe war wegen der Entführung seiner Ex-Frau und seiner fünf Kinder erst im April nach 15-monatiger Haftzeit aus dem Gefängnis entlassen worden. «Ich fühle mich wie ein Kind im Süßwarenladen», sagte er nach dem 33. K.o.-Erfolg. Noch vier Fights, glaubt Bowe, dann könne er wieder um eine WM-Krone kämpfen.