Profiboxen Profiboxen: Klitschko ist Doppel-Weltmeister
New York/Halle/dpa. - Das Double gewonnen, aber Sympathienverloren: Box-Weltmeister Wladimir Klitschko (Ukraine) hat denVereinigungskampf gegen Sultan Ibragimow (Russland) am Samstagabend(Ortszeit) im New Yorker Madison Square Garden einstimmig für sichentschieden (119:110, 117:111, 118:110) und nach seinem IBF-Titelauch den der WBO geholt. Nach seinem wenig spektakulären Auftrittwurde der Ukrainer von vielen der 14 011 Zuschauer mit Pfiffenbedacht. «Ich wollte den Kampf so eindrucksvoll wie möglich gewinnen,aber es war schwer, mit Sultans Stil klar zu kommen», entschuldigtesich Klitschko nach dem 49. Sieg im 53. Profikampf.
Zum zweiten Mal innerhalb von 15 Monaten verpasste es der zweiMeter große Modellathlet, in Amerikas heiligster Halle Werbung ineigener Sache zu machen. Bereits am 11. November 2006 hatte Klitschkoim Madison Square Garden Calvin Brock zwar besiegt, aber dieZuschauer dabei eher gelangweilt. Nicht anders war es diesmal. «Eswar nicht der beste Kampf», meinte Ex-Europameister Luan Krasniqi,der das Duell für den privaten TV-Sender RTL kommentierte.
«Ob er der Beste ist? Auf jeden Fall ist er besser als vieleandere, aber ich hätte viel öfter seine starke Rechte erwartet. Auchseinen Jab habe ich schon flüssiger gesehen», kritisierte Ex-ChampLennox Lewis, der 1999 als bisher letzter Schwergewichts-Boxermehrere WM-Titel inne hatte. «Noch hat keiner meinen Platzeingenommen. Wladimir ist ein sehr guter Fighter, aber es brauchtnoch ein Weilchen, bis er ein großer Champion ist.» Lewis nahm seinenNachfolger jedoch auch in Schutz. Die Leute hätten nicht seinetwegengebuht, sondern wegen des gesamten Kampfes. Sie seien schließlichgekommen, um ein Box-Spektakel zu sehen.
Doch spektakuläre Szenen gab es nur selten. Klitschko spieltegegen den russischen Rivalen seinen 15 Zentimeter Reichweiten-Vorteilaus, hielt den Gegner auf Distanz und kontrollierte den Fight. Nur inder neunten Runde war er dem von den Fans ersehnten Knockout nahe.Nach einer Vierfach-Kombination landete Ibragimow in den Ringseilen,doch der 31-Jährige verpasste es, entscheidend nachzusetzen.
Auch als Trainer Emanuel Steward ihm vor der letzten Runde anbot:«Du kannst ihn jetzt umhauen, aber das musst du entscheiden», bliebKlitschko zurückhaltend. «Ich habe versucht, den Kampf mit meinerlinken Führhand zu kontrollieren und dann mit der Rechtenzuzuschlagen, wenn er es nicht erwartet hat. Das ist mir einige Malegelungen, aber er hat die Schläge gut weggesteckt», erläuterte derneue Doppelweltmeister, der zudem noch den WM-Titel des unbedeutendenVerbandes IBO besitzt.
Der 32 Jahre alte Ibragimow zeigte sich vor allem von KlitschkosSchnelligkeit überrascht, die er so nicht erwartet und in dessenbisherigen Kämpfen auch noch nicht gesehen habe. «Es gibt auf derWelt keinen, der Wladimir schlagen kann», betonte Witali Klitschko,der seinen jüngeren Bruder wie immer in der Ringecke betreute.«Sultan ist ein cleverer Boxer, hatte aber zu keinem Zeitpunkt eineChance», so der 36-Jährige. Auf die Frage, wie denn Wladimirs Sieggefeiert werde, meinte er: «Ruhig, mit ein paar Freunden und Fans.»Die große Show ist halt nichts für den Klitschko-Clan - nicht einmalnach dem bislang größten Erfolg ihrer Box-Karriere.
Wenige Stunden vor dem WM-Showdown in der amerikanischen Metropolemusste Thomas Ulrich in Halle/Saale die wohl schmerzlichsteNiederlage seiner Karriere einstecken. Der 32-jährige Berliner verlorseinen EM-Titel im Halbschwergewicht gegen den Ukrainer JuriBaraschian durch technischen K.o. in der achten Runde. Vor 3500Zuschauern musste Ulrich zahlreiche Treffer hinnehmen, ehe er in dersiebten Runde nach Leberhaken des Ukrainers dreimal zu Boden ging.Nach einem einem weiteren Leberhaken in der achten Runde brach derRingrichter den Kampf ab. Ulrich wollte sich ursprünglich für einenWM-Kampf empfehlen.