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Profiboxen Profiboxen: Deutscher Meister Sidon verprügelt

Von Franko Koitzsch 03.07.2005, 15:07

Hamburg/dpa. - Seine drei minderjährigen Kinder mussten mitansehen, wie ihr Vater im Boxring erbarmungslos verprügelt wurde.Auch die Hektik durch die aufgescheuchten Betreuer und Ärzte, dienach dem schweren K.o. des deutschen Schwergewichtsmeisters AndreasSidon Samstagnacht in der Hamburger Color-Line-Arena besorgt in denRing stürzten, erlebten Mandana (6 Jahre), Albano (11) und Saskia(12) hautnah mit. «Meine Kinder sind am Boxring aufgewachsen. Espassiert ja nichts. Das sehen und spüren sie ja», behauptete späterder 42 Jahre alte Vater, der im Oktober 2003 einen schwerenAutounfall erlitten hatte, bei dem seine Lebensgefährtin getötet unddie Kinder schwer verletzt worden waren.

«Ich bin nicht als Fallobst gekommen. Dimitrenko hat mich zumFallobst gemacht», meinte Sidon bei der Pressekonferenz zu fastmitternächtlicher Stunde mit den Kindern auf dem Schoß, nachdem ersich vom Schlaghagel des 20 Jahre jüngeren Ukrainers in der zweitenRunde etwas erholt hatte. «Das ist halt Sport. Es geht weiter»,versicherte der Gießener, der nicht verhehlen konnte, als alleinerziehender Vater bisweilen mit dem Jugendamt Probleme zu haben.Ringarzt Bodo Eckmann, zugleich Präsident des Bundes DeutscherBerufsboxer (BDB), sah den Knockout des deutschen Meisterswesentlicher kritischer: «Wir werden ihn in nächster Zeit ganzengmaschig beobachten.»

Sidon, der sich auch schon Weltmeister des Exoten-Verbandes WBBnennen durfte, hatte nicht den Hauch einer Chance gegen denrobusteren, schlaggewaltigeren und variableren Dimitrenko. Der imHamburger Universum Box-Stall unter Vertrag stehende Jura-Student,der ebenso wie die Klitschko-Brüder aus Kiew stammt, darf sich nuninterkontinentaler Meister der Verbände WBO und IBF nennen. «In zweiJahren ist der Sascha ganz, ganz oben», beteuerte Manager Klaus-PeterKohl und schwärmte: «Wie er sich bewegt hat, wie er die Aufwärtshakengesetzt hat - da ist Musik drin.» Der Gepriesene selbst sieht seineZukunft unaufgeregt: «Ich mache meinen Job. Den mache ich gut. Allesandere macht mein Management.»

Dass das ungleiche und kurze Duell in den Mittelpunkt desKampfabends gerückt war, hatten die Akteure der Unpässlichkeit vonWeltmeister Zsolt Erdei zu verdanken. Der in Hamburg lebendeungarische WBO-Champion hatte sich einen Magen-Darm-Infekteingefangen und rannte in der Nacht vor dem Kampf nahezu imMinutentakt auf die Toilette. «Er war völlig entkräftet. Da war keinKampf möglich», sagte Trainer Fritz Sdunek. Das Duell gegenHerausforderer Mehdi Sahnoune (Frankreich) soll nachgeholt werden.