Profibox-Weltmeisterschaft in Magdeburg Profibox-Weltmeisterschaft in Magdeburg: Ottke verteidigt Titel gegen Engländer Starie

Magdeburg/MZ. - Gabi Ottke drohte in der drückend heißen Bördelandhalle, in der Samstag Nacht mehr als siebentausend Profibox-Fans mit tosendem Beifall und Laola-Wellen die Stimmung zum Überkochen bringen wollten, der Atem zu gefrieren. Als ihr Svenni und sein Herausforderer David Starie in der zehnten Runde mit den Köpfen zusammengerasselt waren und dem Weltmeister in Sekundenschnelle an der rechten Schläfe eine Hühnerei große Beule wuchs, ergriff sie wieder einmal Besitz von ihr, die Angst um ihren Mann. Entsetzt schlug die am Ring sitzende einstige Weltklasse-Schwimmerin die Hände vors Gesicht und verfolgte mit nunmehr bangem Blick, wie der Titelverteidiger den Sieg mit seiner - in diesem Fall wohl einzig richtigen - "Weglauftaktik" nach Hause brachte.
"Ich wollte nicht meine Gesundheit aufs Spiel setzen", erklärt Ottke nach der Siegerehrung und einem ersten ärztlichen Check. Er gibt auch zu, dass der Druck seitens seiner Familie wächst. "Meine Frau und meine Mutter bedrängen mich, endlich mit dem Boxen aufzuhören", seufzt der 36-jährige zweifache Vater, der einst seiner jetzt zehnjährigen Tochter Rebecca versprochen hatte: "Wenn du acht bist, mache ich Schluss." Und müde ergänzt der in nun 31 Kämpfen ungeschlagene Supermittelgewichts-Champion nach IBF- und WBA-Version: "Mit fällt es immer schwerer, mich zu motivieren."
Das Duell mit dem Gott sei dank nur all zu braven britischen Feuerwehrmann Starie offenbarte auf sehr anschauliche Weise Ottkes fehlenden Antrieb, denn bis auf besagte Szene gab es keine nennenswerte brandgefährliche Situation. Zu ähnlich waren sich beide Kontrahenten, als dass sich ein Klassegefecht entwickeln konnte. Flink auf den Beinen und das hohe Tempo suchend, versuchten beide lieber, den Schlägen des Anderen auszuweichen, als selbst gnadenlos auszuteilen.
Den Zuschauern war's schnurzegal. Sie standen wie ein Mann hinter ihrem Liebling. Der nutzte die Gelegenheit, nach dem siebten Sieg in seinem "Wohnzimmer", wie der in Karlsruhe lebende Berliner die Bördelandhalle betitelt, seinen Rückzug auf Raten anzukündigen. "Ich will mich schon mal von euch verabschieden, da ich nicht weiß, ob ich noch einmal wiederkomme", sagte der Superstar nach getaner Arbeit übers Mikro und für jeden hörbar - was bei seinem Brötchengeber für Magengrummeln sorgte. Natürlich will Promoter Wilfried Sauerland sein bestes Pferd im Boxstall nicht verlieren. Deshalb arbeitet er auch fieberhaft am Mega-Fight mit Bernard "Hannibal" Hopkins, dem Mittelgewichts-Champion der Verbände WBA, WBC und IBF. An ein Zustandekommen dieses Deals will Ottke allerdings nicht so recht glauben. Seine nächste Pflichtverteidigung ist für den 6. September vorgesehen. "All zu viele Kämpfe wird Sven sicher nicht mehr machen", weiß aber auch Sauerland, was Ottke nachdrücklich bestätigt: "Ein Ende ist abzusehen".
