Pro und Kontra zu freiwilligen Sicherheitswächtern Pro und Kontra zu freiwilligen Sicherheitswächtern: Strittiges Monopol

Pro
Der Schutzmann an der Ecke, der auf Ordnung achtet, ist schon lange eine Figur aus dem Märchenbuch. Heutzutage rollt - als Zeichen des staatlichen Gewaltmonopols - bestenfalls ein Polizeiauto durch das Viertel, gefühlt meistens dann, wenn es ruhig ist.
Preisfrage: Wann haben Sie zuletzt einen Polizisten gesehen, der in ihrem Wohngebiet zu Fuß unterwegs ist? Mancher kann sich vielleicht gar nicht mehr daran erinnern. Auf alle Fälle besitzen solche Auftritte der Polizei mittlerweile Seltenheitswert, vor allem auf dem Lande. Und Besserung ist nicht in Sicht - umso mehr, da immer wieder über Stellenkürzungen bei der Polizei nachgedacht wird.
Wer vor diesem Hintergrund gute Erfahrungen aus anderen Bundesländern wegschiebt, vergibt sich eine große Chance. Offenkundig finden sich noch Bürger, die sich selbst aktiv dafür einsetzen wollen, dass Recht und Gesetz in ihrem unmittelbaren Umfeld nicht nur auf dem Papier stehen. Nach transparenten Kriterien ausgewählt, gründlich von Profi-Polizisten geschult, nur mit Pfefferspray „bewaffnet“: Mit einem vernünftigen Gesetz, das Aufgaben und Pflichten festlegt, muss sich da niemand um das Gewaltmonopol des Staates sorgen. Jeder Sicherheitswächter ist ein Verantwortlicher mehr, der sich den Problemen unmittelbar vor Ort widmen kann.
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Kontra
Nein, die Polizei kann nicht überall sein. Und ja, immer wieder beklagen Bürger zu Recht, die Polizei sei nicht da, wenn man sie brauche, oder komme viel zu spät.
Da ist es verlockend, Bürger als freiwillige Helfer einzusetzen, wie es Sachsen praktiziert. Verlockend, weil damit eine personelle Lücke kostengünstig gestopft wird - auch Sachsen baut Stellen im Polizeidienst ab. Verlockend auch, weil es der Politik erspart darüber nachzudenken, wie sich mehr Polizisten auf die Straße bringen lassen. Die Helfer werden’s schon richten.
Das ist der falsche Weg. Das Gewaltmonopol liegt beim Staat, dort muss es auch bleiben. Es ist seine ureigenste Aufgabe, Sicherheit und Ordnung durchzusetzen. Dafür mit einer Schnellbesohlung versehene Bürger in polizei-ähnlichen Uniformen heranzuziehen, verwässert dieses Monopol. Und gaukelt eine Sicherheit vor, die es nicht gibt. Die freiwilligen Helfer sind nicht so ausgebildet wie Polizisten und nicht so ausgerüstet. Sie haben weniger Kompetenzen, und am Ende müssen sie doch bloß die uniformierten Profis zu Hilfe rufen.
Man kann viel schimpfen über die Polizeireform in Sachsen-Anhalt. Aber eines hat sie erreicht: Mit den neuen Kontaktbereichsbeamten sind wieder mehr Polizisten auf der Straße zu sehen. Echte Polizisten. Ganz ohne Helfer.
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