Prinzessinnenbad
Berlin/Hamburg/dpa. - Teenie-Mädchen Tanutscha aus Berlin nimmt kein Blatt vor den Mund: «Ich komm' aus Kreuzberg, du Muschi», faucht sie beim Telefon-Flirt.
Ein ihr unbekannter Mann hatte angenommen, sie komme aus dem bürgerlichen Bezirk Reinickendorf und nicht aus ihrem geliebten Multikulti-Stadtteil. Für manchen ist der an vielen Stellen sehr direkte Dokumentarfilm «Prinzessinnenbad» vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Doch um Einblick in das Leben junger, selbstbewusster Mädchen in Deutschland zu bekommen, gab es selten etwas Besseres. Arte zeigt das Werk der Regisseurin Bettina Blümner am Dienstag (21.00 Uhr) erstmals im Fernsehen.
Im Jahr 2008 wurde der Film mit dem Deutschen Filmpreis als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet, bei der Berlinale 2007 war er ein Publikumsfavorit und bekam den Preis «Dialogue en Perspective».
Seit ihrer Kindheit sind sie beste Freundinnen: Tanutscha, Klara und Mina. Sie verbringen fast jede freie Minute miteinander. Wie bei anderen 15-jährigen Mädchen auch, dreht sich alles um Jungs und das Erwachsenwerden. Die Väter von Tanutscha und Mina sind Italiener beziehungsweise Iraner, der neue Freund von Minas Mutter ein Englisch sprechender Afro-Deutscher. Klara steht vor allem auf türkische und arabische Jungs. Deutsche Jungs ohne sogenannten Migrations-Hintergrund sind der Blonden zu langweilig.
Man merkt: Die Welt der drei unterscheidet sich von der vieler anderer Menschen. Ihr Heimat-Kiez Kreuzberg ist sehr speziell. Noch immer gilt er vielen als raues Pflaster - gerade für Mädchen. Da darf man nicht auf den Mund gefallen sein. Und das sind die drei Mädchen, die ein wahrer Glücksgriff der Regisseurin sind, keineswegs. «Ich bin jung, dynamisch und naiv», tut zum Beispiel Klara ironisch kund.
Das (sommerliche) Leben des Trios spielt sich vor allem in Cafés oder dem Freibad an der Prinzenstraße ab - daher auch der Titel: aus «Prinzenbad» wurde das «Prinzessinnenbad». Die U-Bahn, die hier oberirdisch durch Berlin rattert, enge Straßen und ein buntes Gewimmel auf den Straßen bilden die manchmal schmuddelige Kreuzberg-Szenerie des Films. Zusammen mit dem HipHop- und Rockmusik-Soundtrack entsteht eine Hommage an urbanes Leben und das Erwachsenwerden allgemein sowie den «Problembezirk» Kreuzberg im besonderen - manchmal vielleicht etwas zu romantisierend, aber immer sehenswert.