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Porträt: Porträt:: Ronaldos «Silberschuh» war für Brasilien Gold wert

Von Reinhard Schwarz 26.06.2002, 15:18
Der Brasilianer Ronaldo jubelt nach seinem
Der Brasilianer Ronaldo jubelt nach seinem dpa

Saitama/Japan/dpa. - nachdem er seinSpiel entscheidendes Tor nicht nur mit ausgestreckter Hand, sondernerstmals wieder mit weit ausgebreiteten Armen - ein Flugzeugsimulierend - gefeiert hatte.

«Es war ein Tor wie von Romario. Nicht schön, aber sehr wichtig»,strahlte Ronaldo beim Interview, das mit ihm als «Spieler des Spiels»noch am Spielfeldrand geführt wurde. In der Tat waren die meistenseiner nun insgesamt 43 Tore in 63 Länderspielen weit attraktiver.Aber auf Schönheit legen die Brasilianer bei dieser WM ohnehin wenigWert. Die Effektivität zählt - und deshalb passte Ronaldos mit derrechten Fußspitze ins lange Eck geschossene Tor ins Bild vombrasilianischen Ergebnis- statt Erlebnis-Fußball.

Auf leisen Sohlen seiner silbern glänzenden Kick-Stiefel hatte ersich frei geschlichen, das Zuspiel von Roque Junior angenommen, dreitürkische Abwehrspieler wie Slalomstangen umkurvt und mit der «Pike»vollendet. Der türkische Torwart Rüstü kam zwar noch mit denFingerspitzen an den Ball, der dann aber doch noch im von Ronaldoangepeilten äußersten rechten Eck landete.

Die tagelange Pflege seines seit dem England-Spiel imViertelfinale lädierten linken Oberschenkels hatte sich gelohnt. Auchwenn Ronaldo zunächst nur langsam ins Laufen kam. Von Alpay hautnahbewacht, unterliefen ihm zunächst Fehlpässe und selten von ihmgesehene technische Flüchtigkeitsfehler. Ein einfacher Geniestreichdes «Phänomens» reichte aber aus, um das Spiel zu entscheiden.

Nach 67 Minuten räumte er, mit prasselndem Applaus bedacht und insPublikum winkend, das Feld zu Gunsten eines frischen Stürmers -Luizao. Die restliche Spielzeit fieberte und zitterte er mit denanderen Reservisten in der Coaching-Zone stehend um den Sieg, der dasFinale bedeutete.

Ronaldo zahlte das Vertrauen von Trainer Luiz Felipe Scolarizurück, der nicht an seinem Einsatz gezweifelt hatte. Scolari: «Alsich ihn mit seinem neuen Haarschnitt gesehen habe, wusste ich, dasser unbedingt spielen will.» Mit seinem insgesamt 10. WM-Tor istRonaldo Brasiliens WM-Rekordschützen Pele (12) bis auf zwei Tore aufdie Pelle gerückt.

Ronaldo ist wieder völlig frei im Kopf. «Der Albtraum ist vorbei.Jedes Tor ist ein Geschenk, bei dem ich große Glücksgefühle habe»,sagte Brasiliens «Goldjunge», der mit seinen silbernen Schuhen amSonntag in Yokohama auch gegen die Völler-Elf treffen will. Vor denDeutschen hat er großen Respekt: «Sie haben ein starkes Team mitgroßem Potenzial. Das wird sehr schwierig.»