Polizeieinsatz Polizeieinsatz: Gewaltiger Stress bei Fahrt durch den Harz
Landkreis/MZ. - In Siptenfelde stehen zwei Laster auf der Bundesstraße 242. Gerüstbauer sind mit dem Beladen beschäftigt. Ein Hindernis, sicher. Doch für Pkw problemlos zu umschiffen. Aber für 150 Radrennfahrer? Die Teilnehmer der 51. Harzrundfahrt sind noch knapp fünf Kilometer vom Hindernis entfernt und nähern sich mit beachtlichem Tempo.
Im Funk wird es hektisch. "Nein", sagt Uwe Dreiling, Chef des Verkehrsdienstes des Reviers Quedlinburg am Steuer des Vorausfahrzeugs, "die kriegen wir hier nicht weg." Ob der Platz ausreicht, fragt der Beamte aus dem Führungsfahrzeug zurück. 3,50 Meter. Das muss reichen. Eine Motorradstreife sichert die Engstelle. Dann jagt auch schon das Feld heran.
Wenige Minuten später erinnert nichts mehr an das Rennen. Wie überall an der 179 Kilometer langen Strecke, die von Wernigerode über Blankenburg in den Landkreis Quedlinburg führt. Minuten nur für die Zuschauer am Straßenrand. Doch für die Polizisten in Quedlinburg und Thale dauern die Vorbereitungen schon seit Tagen an. "Im Prinzip bereitet man sich schon nach dem Rennen auf das nächste vor", erzählt Dreiling, während der Golf Richtung Alexisbad rollt.
"Heiß her geht es immer eine Woche vor der Veranstaltung." Und besonders heiß wird es, wenn nicht nur ein, sondern gleich drei Radrennen an einem Tag stattfinden. Wie die Harzrundfahrt war auch der 37. Harzer Bergpreis am vergangenen Sonnabend in Wernigerode ausgetragen worden. Eine halbe Stunde nur liegt zwischen beiden Starts. Gerade für die Beamten in Wernigerode eine logistische Fleißarbeit.
Nicht viel besser erging es den Polizisten im hiesigen Landkreis: "Zwischen Thale und Friedrichsbrunn kreuzt der Mountainbike-Marathon die Strecke der Harzrundfahrt", weiß Dreiling. Doch die Männer auf den schmalen Reifen auf der Landstraße haben Vorfahrt - die Mountainbiker müssen solange warten. Doch damit nicht genug. "In Thale hat die Feuerwehr wegen einer Übung ihre Zusage zurück gezogen, Straßen mit abzusperren."
In der Bodestadt müssen daher auch die Kripobeamten mit ran, alle Nebenstraßen dicht zu machen, wenn sich das Feld nähert. "Alles in allem haben wir im gesamten Landkreis 40 Beamte im Einsatz", sagt Dreiling, während sich der 75-PS-Dienstwagen die Steigung nach Harzgerode hinauf quält. "Eine gewaltige polizeiliche Präsenz." Rund eine halbe Stunde vor der Durchfahrt darf kein Fahrzeug mehr auf die temporäre Rennstrecke.
Das klappt nicht immer: Zwischen Mägdesprung und Alexisbad taucht plötzlich ein Lastzug wie aus dem Erdboden gewachsen auf der Straße auf. Eine Motorradstreife leitet den Brummi auf den nächsten Parkplatz. Und auch zwischen Neudorf und Auerberg tuckert ein Traktor samt Holzanhänger aus dem Wald auf die Straße. Doch auch der kann dank frühzeitiger Warnung an einer breiten Stelle auf den Seitenstreifen gelotst werden.
"Es geht nicht allein um die Sicherheit der Radrennfahrer", erklärt Dreiling, "sondern auch die der anderen Verkehrsteilnehmer." Denn kaum einer der Wochenendausflügler zwischen Auerberg und Friedrichshöhe weiß, was ihm da an bis zu 60 Kilometer in der Stunde schnellen Radlern und Begleitfahrzeugen in voller Straßenbreite entgegen jagt.
Am Haltepunkt Albrechtshaus der Selketalbahn, da wo die Landstraße von Friedrichshöhe auf die B 242 zwischen Stiege und Güntersberge trifft, stehen die letzten beiden Quedlinburger Beamten. Nach zwei Stunden und 69 Kilometer verlässt die Harzrundfahrt wieder den Landkreis. Im Dienstplan der Polizisten werden die nächsten Überstunden notiert. Ein ganz normales Wochenende, "das die Leute wieder nicht in voller Länge genießen konnten", kommentiert Dreiling.