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Pirouettendreher auf der alten Kuhweide

Von Gottfried Schalow 21.03.2005, 21:18

Krosigk/MZ. - Vor zwei Jahren war rund um das Landgut Krosigk nur Kuhweide. Dann wurde eine Reithalle gebaut, in der Trainerin Edeltraut Schmidt hoffnungsvollen Reiternachwuchs formt.

Edeltraut Schmidt ist noch immer mächtig stolz auf ihre 2,14 Meter. Die schaffte sie in den 70er Jahren mal bei einem Mächtigkeitsspringen in Salzwedel mit ihrem Pferd Faktor. "Diese übersprungene Höhe war mein Markenzeichen, aber ehrlich gesagt schlottern mir bei der Vorstellung daran immer noch ein bisschen die Knie", sagt die freiberufliche Trainerin, die in ihrer aktiven Zeit auch im Dressur- und Vielseitigkeitsreiten DDR-Spitze war.

Der Tochter eines "pferdeverrückten" Vaters waren im Sportland DDR Grenzen gesetzt. "Zu teuer die ganze Reiterei, kaum Aussicht auf Olympiamedaillen. Wir kochten so zwangsläufig im eigenen Saft. Ein paar Ritte in Polen oder Ungarn, das war's", erzählt Edeltraut Schmidt, die nach ihrer Reiterkarriere Pferdeverantwortliche auf dem Gestüt in Greppin war und 1978 ihren Trainerschein machte.

Nach der Wende wurden die Voraussetzungen für die Reiterei im Osten Deutschlands zwar etwas besser, von Chancengleichheit gegenüber den großen Gestüten im Westen kann trotzdem noch keine

Rede sein. "50 Jahre Erfahrung sind so schnell nicht aufzuholen, und gute Pferde kosten eben auch richtig Geld", weiß die Trainerin.

In Krosigk findet sie nun für mitteldeutsche Verhältnisse richtig vorzeigbare Trainingsbedingungen vor. Der dortige Reitsportverein wurde 1994 in Teicha als RV Götschetal gegründet. Nach der Fertigstellung der Reithalle mit Pferdepension für 32 Vierbeiner zog der Verein in den nördlichen Saalkreis um und gab sich den neuen Namen RV Krosigk.

Zwei Mal in der Woche bildet Edeltraut Schmidt junge Reiter aus und zwei von ihnen traut sie zu, dass sie es zumindest bis in die mittelschwere Klasse schaffen: Andreas Heine und Henriette Aßmann. "Bis zu den Pirouetten und Piaffen ist es noch ein weiter Weg", erzählt "Jette" Aßmann, die fast täglich mit ihrem sechs Jahre alten Michelangelo unterwegs ist. "Ein Dressurpferd lernt bis zum achten Lebensjahr, erst dann kann man sich auch an schwierige Passagen wagen", weiß Jette, dass in ihrem nicht ganz billigen Sport auch Ausdauer gefragt ist. Mindestens 150 Euro kostet eine Grundausrüstung mit Stiefeln und Helm, hinzu kommt noch einiges für die "Dienstbekleidung" mit Zylinder, Handschuhen, heller Hose und dunkler Jacke.

Nicht nur im großen Sport wollen sich die Krosigker beweisen, Jugendcamps und Reitertage stehen regelmäßig auf dem Programm. "Ich könnte mir noch mehr vorstellen", denkt Trainerin Schmidt weiter. "Der Verein könnte in umliegende Schulen gehen, die Kinder könnten mit Ferien oder Wochenenden auf dem Reiterhof für diesen Sport begeistert werden."