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Pferdesport Pferdesport: Bundestrainer Gravmeier droht das Aus

Von Michael Rossmann 28.08.2008, 14:27

Münster/dpa. - Krisensitzung in Münster, Warnungen ausShanghai: Springreit-Bundestrainer Kurt Gravmeier gerät nach demschwachen Olympia-Abschneiden und der positiven Probe von ChristianAhlmanns Pferd Cöster unter starken Druck. «Mit Kurt muss einintensives Gespräch geführt werden. Wir werden die ein oder andereunangenehme Frage stellen», sagte der Ausschuss-Vorsitzende PeterHofmann der Deutschen Presse-Agentur dpa am Donnerstag: «Da sind nochVerantwortlichkeiten zu klären.» Der kritisierte Gravemeier hatteallerdings selber schon angedeutet, über seinen Rücktrittnachzudenken und traf sich mit mehreren Reitern in Münster.

Der Bundestrainer sollte ursprünglich einen neuenVierjahresvertrag erhalten, doch dann hatten die Springreiter inHongkong erstmals seit 80 Jahren keine Medaille geholt und mit denpositiven Proben von Cöster für unangenehmes Aufsehen gesorgt. «Wirmüssen im Zuge der Vertragsverlängerung über einiges sprechen», sagteHofmann, der sich zur Zeit beruflich in Shanghai aufhält. «Icherwarte, dass das mit aller Ernsthaftigkeit geschieht.» Auch derMannschaft-Tierarzt Björn Nolting soll zu einer Unterredung gebetenwerden. «Wir hatten in Hongkong noch keine Zeit für Gespräche»,erklärte der Chef des Springausschusses.

Gravemeier selber hat bereits seinen Rücktritt erwogen. «Natürlichdenke ich über Konsequenzen nach und mache mir Gedanken darüber, obich noch der richtige Mann an der richtigen Stelle bin», sagte derCoach, der seit Herbst 2000 im Amt ist. Er wolle noch einigeGespräche führen. Zwei Krisensitzungen gab es am Donnerstag am Randedes Turniers in Münster, wo fast alle deutschen Spitzenreiter amStart sind.

Kritik gab es zuvor auch von Reitern. «Die Art und Weise, wie inden letzten Jahren einiges gelaufen ist, wie bei Championatennominiert wurde, hat mir überhaupt nicht gefallen», sagteAktivensprecher Otto Becker den «Westfälischen Nachrichten». «Ichdenke, wir sind klug beraten, wenn wir in Zukunft nicht immer nurüber die Beerbaums dieser Welt sprechen, sondern uns insgesamt malwieder breiter aufstellen und beispielsweise den nachrückendenTalenten eine Chance geben.»

Olympia-Ersatzmann Heinrich-Hermann Engemann hatte in der «NeuenOsnabrücker Zeitung» zu den Vorfällen um Ahlmann gesagt: «Ichverstehe nicht, dass sich der Bundestrainer nicht genügend darumgekümmert hat.» Der 49-jährige Reiter, der sein Karriereendeangekündigt hat, sagte am Donnerstag: «Ich weiß, dass ich Kurtangeschossen habe. Aber man muss die Sachen auch mal klaransprechen.»

Ahlmann muss sich nach der positiven Doping-Probe auch gegenüberdem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) verantworten. «Nach der B-Probe werden wir das Verfahren gegen ihn einleiten. Natürlich werdenwir Herrn Ahlmann auch hören», sagte DOSB-Generaldirektor MichaelVesper. «Ich bleibe bei meiner Aussage von Peking. Herr Ahlmann mussdamit rechnen, dass er die Kosten zurückerstatten muss.» Die Kostenliegen im fünfstelligen Bereich.

Auch das Ergebnis der B-Probe hatte am Mittwoch ergeben, dassAhlmanns Pferd Cöster die verbotene Substanz Capsaicin im Körperhatte. Ahlmann sieht sich aber nicht als Doping-Sünder. Nach seinerAussage ist das Mittel Equi-Block nur gegen Verspannungen auf denRücken aufgetragen worden. Die Beine seines Schimmels seien damit nieeingeschmiert worden. Im Pferdesport wird unterschieden zwischenDoping und verbotener Medikation im Wettkampf.