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Petra Bläss in Jessen Petra Bläss in Jessen: Insolvenz war richtiger Weg

Von Klaus Adam 21.03.2001, 19:22

Jessen/MZ. - Informationen sammeln, Probleme kennenlernen, mit den Leuten in ihrem Wahlkreis ins Gespräch kommen. Mit diesem Anliegen besuchte Petra Bläss (PDS), Vizepräsidentin des Bundestages, am Mittwoch die Stadt. "Wir sind mindestens zweimal im Jahr in Jessen", antwortete Gert Selig, der Leiter ihres Wahlkreisbüros, auf eine Frage des Jessener Amtsleiters Dieter Kühnast. Er begrüßte sie am Nachmittag in zwei kommunalen Einrichtungen, nämlich der Tagesstätte Süd und anschließend im Jugendklub "Insel".

Dort kam die Bundestagsabgeordnete auch mit einigen Jugendlichen ins Gespräch. Die machten ihr klar, dass die ABM-Praxis, nach der die Betreuer alle Jahre wechseln, nicht gut sei. Zumal sie in Regina Warkus und Gabi Lange gerade gute Betreuer gefunden hätten, wie ein Mädchen erzählte. Allerdings ende in einem Vierteljahr deren Betreuer-Zeit. Am Vormittag waren Petra Bläss und ihre Begleiter, die PDS-Kandidaten für Landrats- bzw. Jessener Bürgermeisteramt Jürgen Dannenberg und Martin Weiner, Gast der Elsterland-Molkerei.

Geschäftsführer Horst Glahn informierte kurz über die Geschichte des genossenschaftlichen Unternehmens. Und er ging dann auf das Jahr 2000 ein. Das hatte mit dem Insolvenz-Planverfahren eine ganz besondere Bedeutung für die Molkerei. Den Weg in ein solches Verfahren schätzte er als sehr schweren ein, der unter den Mitarbeitern auch Ängste schürte. Doch im Nachhinein ließe sich sagen, es war ein richtiger Weg, bekundete er. Darüber hinaus bewertete Horst Glahn das Verfahren nach dem seinerzeit völlig neuen Insolvenzgesetz als vorteilhaft, insbesondere für Unternehmen im Osten. "Sofern immer noch ein bisschen Substanz da ist", schränkte er ein. Dann biete es die Möglichkeit, im Zusammengehen mit der Landesregierung und den Banken saniert daraus hervorzugehen.

Das erforderte in der Elsterland-Molkerei sowohl Verständnis als auch besonderes Engagement von den Mitarbeitern. Sie hätten auf zwei Lohn- und Gehaltserhöhungen verzichtet, bis zum Abschluss des Verfahrens. Dann sei nachgezahlt worden. Petra Bläss habe beeindruckt zugehört, antwortete sie nach dem zwischendurch eingelegten Rundgang durch die Käserei. Zwar sei sie "in den ökonomischen Geschichten nicht die Fachfrau", aber sie habe zugehört, weil es wichtig sei, solche Dinge auch mitzunehmen. Sie wolle gern vermitteln, dass ihre Fraktionskollegin Christa Luft von den Erfahrungen des Jessener Unternehmens erfahre. Denn so könnte Horst Glahn ein Podium erhalten, von dem aus seine Erkenntnisse einem größeren Kreis aufbereitet würden.

Er selbst sei seit anderthalb Jahren "Fahrschüler", bekannte Horst Glahn, er pendele zwischen Ost und West. Erlebt habe er, dass die Beschäftigten im Osten sich sehr stark mit ihren Unternehmen identifizierten. "Das hat uns die Arbeit hier leichter gemacht."