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Paralympics Paralympics: Goldregen im Radrennen und im Schwimmen

Von Britta Körber und Frank Kastner 12.09.2008, 14:12

Peking/dpa. - Goldener Freitag für das deutsche Paralympics-Teamund ein Eklat beim Schwimmen: Die Radrennfahrer Michael Teuber undWolfgang Sacher lösten die Medaillenflut am Stausee des «Ming TomsReservoirs» mit zwei Erfolgen im Zeitfahren auf der Straße aus,Weltrekordlerin Kirsten Bruhn erschwamm mit einem Start-Ziel-Siegüber 100 Meter Brust im Pekinger Wasserwürfel die neunteGoldplakette. Einzig die Aberkennung des Erfolges von dem bereits alsSieger gekürten Brustschwimmer Thomas Grimm trübte den Erfolgstag.Das Wettkampfgericht gab einem Protest des schnelleren MexikanersPedro Rangel statt, der zunächst disqualifiziert worden war. «Es istvöllig unverständlich, dass die Siegerehrung schon durchgeführtwurde», sagte Schwimm-Bundestrainer Bernhard von Welck. Phil Craven,Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC),entschuldigte sich bei den Deutschen.

Der gelähmte Berliner Grimm, der über 100 mr Brust als Zweiteranschlug, wurde Opfer der bei den Paralympics manchmal überfordertenOrganisatoren. Zunächst profitierte der 35-Jährige von dem Ausschlussseines Kontrahenten wegen eines technisch verbotenen Beinschlags. Beider Siegerehrung weinte er vor Freude. Danach musste der Student, dernach vier paralympischen Spielen seine Karriere mit dieserunglücklichen Entscheidung beendete, das Gold wieder hergeben. «Dasist wirklich bitter, die Arbeitsweise des IPC ist fraglich», sagteGrimm, der sich aber dennoch über Silber freute. Bronze wurde NielsGrunenberg wieder aberkannt - der Berliner war so sauer, dass erseinen Blumenstrauß wegwarf.

«Das ist merkwürdig», sagte der deutsche Chef de Mission KarlQuade, «eigentlich sollte nach der Medaillenvergabe nichts mehrverändert werden.» Bereits bei einem 5000-m-Rollstuhlrennen war einEinspruch wegen einer Massenkarambolage nach der Siegerehrunganerkannt worden - das Rennen wurde am Freitag wiederholt.

Ausnahme-Athletin Bruhn aus Neumünster setzte das Glanzlicht dessechsten Wettkampftages, als sie im Vorlauf mit Weltrekord dieKonkurrenz schockte und im Finale mit 16 Sekunden Vorsprung ihreigenes Rennen schwamm. Mit der Zeit von 1:36,30 Minuten schon amVormittag hatte die Titelverteidigerin auf ihrer Paradestrecke ihrebisherige Bestmarke um fünf Sekunden unterboten. «Das zu kapierenwird noch dauern», sagte die 38 Jahre alte Querschnittsgelähmte, «ichwerde richtig feiern, denn diese Medaille ist ganz oben anzusiedeln.»Zuvor hatte sie bereits einmal Silber und zweimal Bronze geholt. Über50 m Freistil am Montag will sie noch einmal aufs Treppchen: «DerKnoten bei den Schwimmern ist jetzt geplatzt, nun will ich auch nochetwas holen», sagte sie.

«Das ist klasse, genau die Ergebnisse, die wir brauchen», sagteFrank-Thomas Hartleb, Sportdirektor des Deutschen Behinderten-Sportverbandes (DBS), zur Halbzeit der Wettkämpfe. Das dritteEdelmetall im Aquativ Center steuerte über 100 m Freistil die blindeDaniela Schulte (Berlin) bei.

«Ich bin gegen alle Empfehlungen immer am Limit gefahren und habealles aus meinem Körper herausgeholt. Ich wollte unbedingt nocheinmal Gold und bin nun total ergriffen», sagte der 40 Jahre alteMünchner Teuber, der nach einem Autounfall teilweise gelähmt ist,nach 24,8 Kilometern in 38:46,79 Minuten bei 33 Grad Celsius. Derelfmalige Weltmeister war schon aus Athen mit zwei goldenen Plakettenheimgekehrt, in Peking hatte er schon Silber gewonnen. SeinTeamkollege Sacher, der 41 Jahre alte Verwaltungsfachwirt ausPenzberg, setzte sich im Einzelzeitfahren auf der Straße in 34:41,62durch. Sacher, dem ein Unterarm fehlt, hatte in der Verfolgung und imZeitfahren auf der Bahn Silber und Bronze geholt. Bronze über 12,7Kilometer errang Dorothee Vieth vom Hamburger SV, im Mixed-Zeitfahrenüber dieselbe Distanz gewann Barbara Weise (Erlangen) Silber.

In der Leichtathletik wurde Thomas Ulbricht vom PSC Berlin mit3178 Punkten im Fünfkampf Zweiter. Die erst 17-jährige Maria Seifert(HSC Erfurt) gewann über 100 m in 14,28 Sekunden Bronze.