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Österreich Österreich: Wintersportspaß am Stubaier Gletscher

Von Uta Buhr 21.01.2003, 10:08
Skifahren lernen mit Micky Maus - Neustift im Stubaital hat eine spezielle Einrichtung dazu in 2620 Metern Höhe. (Foto: dpa)
Skifahren lernen mit Micky Maus - Neustift im Stubaital hat eine spezielle Einrichtung dazu in 2620 Metern Höhe. (Foto: dpa) Tourismusverband Neustift

Neustift/dpa. - Über Nacht ist neuer Schnee gefallen, die Turmspitze der barocken Kirche sieht aus wie gepudert. Als die Sonne durch die Wolken bricht, hält die Urlauber aus dem Ruhrgebiet nichts mehr in ihrer Pension in Neustift. «Aufi muaß i,» ruft einer im Tiroler Dialekt und zieht die rote Pudelmütze fest über die Ohren. Dann schultern er und seine Freunde ihre Ski und machen sich auf zu einem weiteren Tag in der Stubaier Gletscherwelt. Sie haben sich viel vorgenommen: Es geht zur «Jochdohle», der höchstgelegenen Skihütte Österreichs. Das futuristische Bauwerk hat kein Fundament, sondern schwebt - fest am Felsen verankert - über dem Gletscher.

Hier, in 3150 Metern über dem Meeresspiegel, öffnet sich dem Betrachter ein weiter Panoramablick auf das winterliche Tirol. Bei klarem Himmel rückt sogar Südtirols Hauptstadt Bozen im Blickfeld nahe heran. Mit dem Schlepplift geht es hinauf in die luftige Höhe, abwärts tragen einen die «Brettln» bis zur Gondelstation Eisgrat.

Vor einiger Zeit, so erinnert sich Skilehrer Rudl, war er mit zwei Italienern hier oben. Aufwärts per Gondel und Lift ging noch alles gut. Aber auf dem Weg abwärts zeigte sich, dass beide gar nicht Skilaufen konnten. So musste er die Dame auf seinem Rücken tragen. Ihr Begleiter sei zwar auf seinen Ski gefolgt, aber alle fünf Meter gestürzt. «Des war ka Gaudi. Anständig foarn müsst's scho kenna», warnt Rudl heute seine Schützlinge. «Sonst nehm' i euch net mit.»

Das Stubaital mit seinen insgesamt fünf Gletschern gilt als das größte Gletscher-Skigebiet Österreichs: 70 Pisten, 24 Liftanlagen und als neueste Errungenschaft die beleuchtete Rodelbahn am Elfer, dem «Hausberg» Neustifts, machen das Gebiet für Skifahrer, Carver, Telemarker und Snowboarder interessant. Für Rodelfans wird die Sesselbahn von 19.30 bis 21.00 Uhr noch einmal aktiviert. Von der Bergstation aus geht es in hoher Geschwindigkeit auf zwei Kufen neun Kilometer lang hinab ins Tal - ein kurvenreiches Vergnügen, das auch ältere Semester begeistert.

Trotz dieser umfangreichen Infrastruktur denkt Andreas Steibl, der Direktor des Tourismusverbandes Neustift im Stubaital, über weitere Veränderungen nach: «Um langjährige Gäste zu binden und neue Zielgruppen zu erschließen, müssen wir laufend neue Konzepte entwickeln», sagt er. Die Region lebt zu 97 Prozent vom Tourismus, und die Konkurrenz im In- und Ausland schläft nicht.

Der Stubaier Super-Skipass ist ein Produkt dieser Überlegungen. Er gilt für rund 53 Pistenkilometer, alle Gondeln und Lifte der Stubaier Gletscherbahn und den Buszubringer zu und von den Liften. Zudem ist er gültig für die Hallenbäder in Neustift und dem Nachbarort Fulpmes. Erwachsene zahlen in der Zeit vom 2. Februar bis 27. April für sieben Tage 198 Euro, für Kinder und Senioren gibt es Ermäßigungen.

Stolz ist Andreas Steibl auch auf den «Ski Club Micky Maus» am Gamsgarten in 2620 Metern Höhe. Während die Eltern ihrem Hobby frönen, wird der Nachwuchs im Alter ab vier Jahren dort betreut, verköstigt und in der Kunst des Skilaufens unterwiesen. Ansporn dafür liefern lustige Bilder mit Micky Maus und ihren Freunden auf Skiern an den Fenstern des Clubhauses. Lüftlmalereien in Neustift erinnern dagegen an den Pfarrer Franz Senn, den «Gletscherpfarrer», der von 1881 bis 1884 hier Seelsorger war. Als Mitbegründer des Deutschen Alpenvereins und Bezwinger eines Großteils der Berge in der Gegend machte er den Alpinismus im Stubaital erst so richtig populär.

Das Angebot an Unterkünften im Stubaital ist breit gefächert. Vom Fünf-Sterne-Hotel mit Badelandschaft über Pensionen und Privatzimmer bis zu geschmackvoll eingerichteten Ferienwohnungen ist alles vorhanden. Viele Häuser empfangen die Wintersportler nach einem anstrengenden Tag auf der Piste mit Sauna - hier auch «Schwitzstube» genannt - Heubad, Sprudelbecken oder Innenpool.

Neustifts Slogan «Komm, wir zeigen dir das Leben» bezieht sich nicht nur auf den hochalpinen Sport. Wenn bei Einbruch der Dämmerung Gondeln und Skilifte den Betrieb eingestellt haben und die «Brettln» im Skistall verschwunden sind, beginnt ein munteres Treiben im Dorf. Die Stunde des Après-Ski ist eingeläutet, die «fünfte Tageszeit.» In Bars, Gaststätten und Bierstuben wird oft bis tief in die Nacht hinein getafelt und gezecht. Und natürlich überbietet einer den anderen mit Erzählungen von seinen Heldentaten am Berg. Über den Heimweg in bier- oder weinseliger Stimmung muss sich dabei niemand Gedanken machen: Der Gästebus fährt bis 2.00 Uhr in der Frühe.

Information: Tourismusverband Neustift, Dorf 3, A-6167 Neustift (Tel. von Deutschland: 0043/5226/22 28, Fax: 0043/5226/25 29, E-Mail: [email protected].

70 Pisten und 24 Lifte - der Stubaier Gletscher gilt als das größte Gletscherskigebiet Österreichs. (Foto: dpa)
70 Pisten und 24 Lifte - der Stubaier Gletscher gilt als das größte Gletscherskigebiet Österreichs. (Foto: dpa)
Tourismusverband Neustift