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DDR-Geld Ost-Mark: Aus für das Milliardengrab in Halberstadt

620 Millionen Geldscheine, die unter Tage gelagert waren, wurden vor 20 Jahren verbrannt.

Von Bernd Lähne 27.06.2022, 18:00
DDR-Banknoten wurden wie Abfall verbrannt.
DDR-Banknoten wurden wie Abfall verbrannt. Foto: picture alliance/dpa

Halberstadt/dpa - „Diese beeindruckenden Bilder werde ich wohl nie vergessen. Bis hoch unter die Decke lagerten Millionen von Banknoten“, beschreibt Christine Volk von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die einstige Schatzhöhle in den Halberstädter Thekenbergen. In den unterirdischen Gewölben sollten die Geldscheine, die ab 1. Juli 1990 mit Einführung der D-Mark in Ostdeutschland kein gültiges Zahlungsmittel mehr waren, verrotten.

Verborgen vor der Öffentlichkeit hatte die DDR-Staatsbank die Banknoten 1990/91 unter Tage eingelagert. Der Schatz wurde eingemauert und eingeschlämmt. Ein Gutachten gab an, dass sich das Geld in den Stollen in einem überschaubaren Zeitrahmen gleichsam auflösen würde.

Hoffnung auf eine unspektakuläre Entsorgung der DDR-Banknoten blieb unerfüllt

Die Hoffnung auf eine unspektakuläre Entsorgung der DDR-Banknoten in dem verzweigten Höhlensystem, das während der Nazi-Zeit von KZ-Häftlingen angelegt und für Rüstungszwecke genutzt worden war, erfüllte sich jedoch nicht. 2001 tauchten Geldscheine auf dem Sammlermarkt auf, nie emittiert und druckfrisch. Eine Prüfung durch die KfW - als Rechtsnachfolgerin der Staatsbank der DDR für das Milliardengrab unter den Thekenbergen verantwortlich - ergab, dass diese Banknoten aus Halberstadt stammten und sich Diebe durch offene Lüftungsschächte illegal Zutritt zu den Stollen verschafft hatten.

Als zwei Männer am 28. Juli 2001 von einem Wächter auf frischer Tat gestellt wurden, befanden sich viele 200-Mark- und 500-Mark-Scheine in der Diebesbeute. Diese Banknoten, die 1985 in der DDR gedruckt wurden, aber nie in Umlauf gelangten, haben für Sammler einen hohen Wert.

Angst vor Abenteurern, die in die Geld-Höhlen eindringen

Die KfW befürchtete weitere Einbrüche und entschied sich deshalb für eine rasche Beseitigung des riesigen Geld-Lagers. „Wir wollten verhindern, dass die Thekenberge Ziel von Abenteuerausflügen werden“, sagte Christine Volk, die die Auflösung des Milliardengrabs zwischen April und Juni 2002 begleitete. In jenen drei Monaten wurde das einstige Zahlungsmittel in einer Abfallvernichtungsanlage bei Helmstedt nach und nach verbrannt.

Zuvor mussten in den Stollen die eingelagerten rund 3.000 Tonnen Banknoten von Kies und Sand getrennt und in Behälter verladen werden. Während zehn Mitarbeiter des Schachtbaus Nordhausen diese Arbeiten verrichteten, achteten Wachleute eines Wernigeröder Unternehmens darauf, dass auch der letzte Schein in die Container kam.

Bis Ende Juni 2002 transportierten nahezu täglich sechs Container-Fahrzeuge insgesamt 620 Millionen Geldscheine durch den Harz ins niedersächsische Buschhaus. Die grauen 33-Kubikmeter-Container waren vollgestopft mit Banknoten. Gefahren wurde in den Abendstunden, von der Entsorgungsaktion sollten möglichst wenig Leute erfahren. In der Abfallvernichtungsanlage Buschhaus war Endstation für das ausgediente DDR-Papiergeld.