Orientierungslauf Orientierungslauf: Jungfräuliches Gebiet erschlossen
Friedrichsbrunn/MZ. - Der Signalgeber piept dreimal nacheinander, dann greift sich Wenzel Gernhöfer seine Karte, die in einem der elf Einkaufskörbe am Rande des Gondelteiches liegt. Dann studiert er die Karte. Sechs so genannte "Posten" sind in dem Waldstück rund um den Teich bis hin zum Ziel am Parkplatz Haiacker versteckt. Die mit orange / weißen Schirmen markierten Stellen, an denen eine elektronische Uhr jedem Teilnehmer seine Passierzeit auf die Startkarte druckt, sind mitunter hinter Baumwurzeln versteckt nur anhand der Karte und seines Kompass sowie einer Beschreibung der Posten zu finden. Der zehnjährige Quedlinburger ist erst das dritte Mal dabei. "Ich will heute besser laufen, als gestern, wo ich nur Vorletzter war", gibt er sich selbst vor. Sein älterer Bruder Elias war beim Carl-Ritter-OL, wo die Kinder bis 14 Jahre alle in einer Altersklasse starteten immerhin Dritter. Vielleicht klappt es nun auch bei ihm.
Jede Minute gehen ein bis vier Läufer auf Postensuche. Je nach Altersklasse gibt es elf unterschiedliche Bahnen mit kindgerechten Längen von 1,9 Kilometer mit sechs Posten bis hin zu 11,5 Kilometern mit 20 Posten und 400 Höhenmetern für die Herren-Elite. Damit sich niemand am anderen orientieren kann, müssen die Startabstände entsprechend groß gewählt werden, erklärt Kai Quandt, Mitorganisator des SV Wissenschaft Quedlinburg, am Start.
Quandt freut sich, dass auch Läufer der nationalen Elite am Start sind. Die Quedlinburger Orientierungsläufe haben schließlich eine lange Tradition. 1990 wurde die letzte DDR-Meisterschaft ausgerichtet, 1998 ein Euromeeting. Damit niemand Vorteile aus einem bekannten Gelände zieht, werden immer wieder andere Gebiete für die Orientierungsläufe ausgesucht. In diesem Jahr haben die Wissenschaftler wieder jungfräuliches Gebiet kartiert. "Im Bereich der Erichsburg waren wir noch nie", berichtet Göran Wendler, der Vereinsvorsitzende. Die neue Karte ist druckfrisch. Kaum ein Laie könnte sich hiermit so orientieren, wie es die geübten Sportler tun.
Ältester am Start ist Erich Hampe. Eigentlich hat der 76-jährige Quedlinburger Probleme mit dem Knie und kann gar nicht so gut laufen, doch fehlen will er auch diesmal nicht. 1980 ist vom Langstreckenlaufen zum Orientierungslaufen gewechselt. Wolfgang Krause hatte ihn für die OL-Mannschaft angeworben und die Sportart hatte ihn überzeugt. Am Sonntag wird er am Ende Dritter seiner Altersklasse. Gewonnen hat die H 70 auch ein Wissenschaftler, Harald Müller.
Der Wernigeröder startet seit Jahren für Quedlinburg, der "Zentrale des Orientierungslaufens im Harz". Ihm hatte der Carl-Ritter-Lauf am Sonnabend besonders gefallen. "Für mich war das sehr interessant." Im bebauten Gebiet sind die Orientierungsläufer eigentlich nicht zu Hause. Doch nach der Runde über den Münzenberg ging es auf dem Strohberg wieder über den gewohnten Waldboden. "Es ist ein Wettkampf, bei dem die Wettkämpfer von Stadt auf Wald umschalten müssen! Bei einem Kartenmaßstab von 1:4 000 fällt das nicht sehr leicht", hat Göran Wendler erfahren. Verlaufen habe sich natürlich niemand. "Es war ein toller Wettbewerb."
Die Läufer kamen aus ganz Deutschland und mehrfach wurde das Wochenende zu einem Familientreffen. Göran Wendler konnte seinen für Alsbach in Rheinland-Pfalz startenden Bruder Hilmar mit dessen Familie begrüßen, Dieter Conrad seinen Bruder Hans, der ebenfalls für Alsbach startete. Froh sind die Organisatoren, dass immer wieder auch Kinder der Orientierungsläufer mit dem Sport beginnen.
Sabine Behling aus Magdeburg absolvierte erst ihren zweiten Lauf, nachdem ihre Kinder so groß sind, dass sie selbst mitlaufen. Den Carl-Ritter-Lauf hatte sie in ihrer Altersklasse überraschend gewonnen, nun wird es Platz drei. "Es macht Spaß, es ist was für den Kopf", kommentiert sie. Für Wenzel Gernhöfer läuft der Ramberg-OL am Ende auch erfolgreich ab. In der Altersklasse der zehnjährigen Jungen wird er Dritter der acht Starter und den Kinder-OL gewinnt er bei 16 Startern sogar.
Ergebnisse der Wissenschaft-Starter:
Ramberg OL: D 21B: 2. Ina Conrad, D 40: 8. Kartin Breitwieser, D 50: 1. Susanne Wendler, H 10: 3. Wenzel Gernhöfer, H 12: 6. Elias Gernhöfer, 7. Florian Breitwieser, H 65: 2. Volker Schirmer, H 70: 1. Harald Müller, 3. Erich Hampe