Olympische Winterspiele Olympische Winterspiele: Hettich sensationell Sieger in der Nordischen Kombination

Turin/dpa. - Dem Freudenschrei folgte ein Dank in den azurblauenHimmel: Georg Hettich hat gleich am ersten Wettkampftag für eineSensation bei den XX. Olympischen Winterspielen in Turin gesorgt undsich mit seinem ersten Karrieresieg die Goldmedaille imEinzelwettbewerb der Nordischen Kombinierer geholt. «Ich kann esnicht glauben. Ich dachte, Olympiasieger gibt es nur im Fernsehen.Und jetzt bin ich selber einer», sagte Hettich nach seinem Coup amSamstag in Pragelato.
Schon der erste Zwischenrang des 27-Jährigen nach dem Springen wareine Überraschung, das traumhafte Ende nach dem 15-km-Langlauf nichtfür möglich zu halten. Weder Felix Gottwald (Österreich), noch MagnusMoan (Norwegen), oder selbst Topfavorit Hannu Manninen (Finnland)konnten den Schwarzwälder vom SC Schonach-Rohrhardsberg bei seinemSturmlauf bremsen. Und auch Teamkollege Ronny Ackermann blieb nachschwachen Springen als 18. weit hinter den Erwartungen zurück.
Hettich hingegen trat in die Fußstapfen von Ulrich Wehling, der1980 in Lake Placid als bislang letzter deutscher AthletOlympiasieger im Einzelwettbewerb der Kombinierer geworden war.
30 Minuten nach dem Zieleinlauf hatte Hettich bei der Siegerehrungseine Fassung wiedergefunden. Mit einem zufriedenen Lächeln nahm erdie Goldmedaille aus den Händen des gerade wieder zum IOC-Vizepräsident gewählten Thomas Bach entgegen und schlug bei derNationalhymne für einen Sekundenbruchteil die Augen zu.
Schon nach dem Springen hatte Hettich von einem Glückstaggesprochen. «Es ist saucool, ein olympisches Springen zu gewinnen»,hatte der 27-Jährige gesagt. «Ich will ein cleveres Rennen laufen.Die anderen werden kommen. Dann muss ich versuchen, irgendwiedurchzukommen», gab er seine Taktik vor.
Und er lief ein cleveres Rennen. «Er hat auf Angriff gesetzt,dafür ist er belohnt worden. Er ist taktisch hervorragend gelaufenund hat im Finale gepokert. Ich hätte nicht gedacht, dass er Gottwaldabkochen kann», lobte Bundestrainer Hermann Weinbuch die Leistung desMedizintechnik-Studenten.
Am letzten Berg konterte er die Attacke des Österreichers, gingselbst spielerisch leicht auf und davon und holte sich vor Gottwaldund Moan den Sieg. Seine Teamkollegen Sebastian Haseney (Zella-Mehlis) und Björn Kircheisen (Johanngeorgenstadt) machten alsSechster und Siebenter das hervorragende Teamresultat perfekt.
Nur Ronny Ackermann verstand die Welt nicht mehr. «So einWettkampf ist schwierig, wenn du weißt, dass du langsamer fährst alsdie anderen. Da helfen dann nur zwei perfekte Sprünge, doch wanngelingen die schon mal?» Zwei Mal 92,5 Metern auf der Schanze wareneinfach zu wenig, um noch in die Entscheidung eingreifen zu können.«Ich hatte mir so viel vorgenommen, habe so hart gearbeitet. Jetztist für mich eine Welt zusammengebrochen», meinte der Thüringer.
Sprungtrainer Andreas Bauer glaubt, dass Ackermann bei seinenSprüngen übermotiviert war: «Die Lockerheit war nicht da», sagte derCoach. Für die kommenden Tage kündigte er Seelenmassage an:«Natürlich ist er jetzt frustriert, aber wir werden ihn wiederaufbauen.»