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Olympische Spiele Olympische Spiele: Yvonne Bönisch holt erstes Judo-Gold

Von Franko Koitzsch und Gunnar Meinhardt 16.08.2004, 18:28
Yvonne Bönisch präsentiert stolz ihre Goldmedaille. Die 23-Jährige aus Potsdam gewann am Montag das Finale der Kategorie bis 57 kg und holte den ersten Sieg für die deutsche Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Athen. (Foto: dpa)
Yvonne Bönisch präsentiert stolz ihre Goldmedaille. Die 23-Jährige aus Potsdam gewann am Montag das Finale der Kategorie bis 57 kg und holte den ersten Sieg für die deutsche Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Athen. (Foto: dpa) DPA

Athen/dpa. - Historischer Triumph für den deutschen Judosport:Yvonne Bönisch hat mit einer grandiosen Vorstellung als erste Fraueine olympische Goldmedaille gewonnen. Die 23 Jahre alte Potsdamerinsetzte sich am Montag um 17:43 Uhr in Athen im Leichtgewichts-Finale(bis 57 kg) gegen die Nordkoreanerin Kye Sun Hui mit einer kleinenWertung (Koka) durch und sorgte damit auch für das erste Gold derdeutschen Olympia-Mannschaft bei diesen Spielen.

«Ich konnte gar nicht glauben, dass der Kampf vorbei ist. Dieletzte Minute war ich fix und fertig. Da habe ich nur noch aus demBauch gekämpft und gehofft, dass ich keine Bestrafung bekomme», sagtedie noch Minuten nach dem sensationellen Erfolg fassungsloseAthletin, die wie versteinert wirkte. «Ich wollte unbedingt gewinnen.Ich habe mir vor dem Finale gesagt: Vize-Olympiasiegerin will ichnicht auch noch werden.» Die Betriebswirtschafts-Studentin hattebislang zwei Mal in einem internationalen Meisterschaftsfinalegestanden. Sowohl bei der EM 2002 als auch bei der WM 2003 wurde sienur Zweite.

Bönischs Triumph war zugleich die zweite Medaille für das Team vonFrauen-Bundestrainer Norbert Littkopf, das damit schon nach drei vonsieben Wettbewerben seine beste Bilanz in der olympischen Geschichtevorweisen kann. Zwei Tage zuvor hatte die Osnabrückerin JuliaMatijass im Super-Leichtgewicht Bronze gewonnen. Bislang gab es beiden seit 1992 ausgetragenen Wettkämpfen lediglich zwei dritte Plätze:2000 durch Anna-Maria Gradante (Super-Leichtgewicht) und 1996 durchJohanna Hagn (Schwergewicht). «Was soll ich sagen? Wer hat schonsolche tollen Frauen. Ich bin einfach nur glücklich», sagte der sonstso gefasste Bundestrainer sichtlich gerührt.

Yvonne habe gekämpft wie von einem anderen Stern, meinte Littkopf,nachdem Bönisch die gesamte Weltelite eindrucksvoll dominiert hatte.Die Krönung lieferte sie im Fianle ausgerechnet gegen ihreAngstgegnerin. Beide hatten sich bereits im WM-Finale des vergangenenJahres gegenüber gestanden. Damals profitierte die Nordkoreanerin voneiner Verletzung der Deutschen, die sich eine Minute vor Kampfesendeden Ellenbogen ausgekugelt hatte.

Aber auch ohne dieses Missgeschick hätte Bönisch keine Chance aufden Titel gegen das Energiebündel aus Nordkorea gehabt. Diesmalkaufte aber die Vizeweltmeisterin aus Potsdam der 25 Jahre altenOlympiasiegerin von 1996, Olympia-Dritten von 2000 und zweifachenWeltmeisterin den Schneid ab. «Das war beeindruckend», schwärmteSportdirektor Manfred Birod. «Wie sie ihre Siege errungen hat, wareinsame Klasse.»

Bönisch präsentierte sich in allen Kämpfen in der Ano-Liossia-Olympia-Halle in Höchstform. Zum Auftakt bezwang sie die Sydney-Olympiasiegerin und Europameisterin Isabel Fernandez aus Spanien miteinem halben Punkt (Waza-Ari). Nachdem sie die Puerto-RicanerinJessica Garcia schon nach 17 Sekunden mit einem Fußwurf aus demWettkampf katapultiert hatte, machte sie auch mit der japanischenOlympia-Dritten Kie Kusakabe kurzen Prozess.

Schon nach 38 Sekunden hatte sie die Asiatin nach einerKonterattacke mit einem Festhaltegriff bezwungen. Im Halbfinalemusste sich die Niederländerin Deborah Gravenstijn schon nach 1:21Minuten geschlagen geben. Bönisch setzte die WM-Dritte mit einemKonterwurf außer Gefecht.