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Olympia - Ski alpin Olympia - Ski alpin: Ertls Medaillentraum ist nach Blindflug geplatzt

Von Volker Gundrum und Marc Zeilhofer 24.02.2006, 14:19

Turin/dpa. - Im Schneetreiben von Sestriere ist Martina Ertl-Renzbeim letzten Auftritt auf der Olympia-Bühne nur die Rolle dertragischen Verliererin geblieben. Beim Riesenslalom-Blindflug amFreitag in Sestriere rutschte die Grande Dame der deutschen Alpinenals Fünfte nach dem ersten Durchgang noch klar am ersehnten Happy-Endvorbei und konnte das schlechteste Olympia-Abschneiden der deutschenSkirennfahrerinnen seit 38 Jahren nicht verhindern. «Ich habe allesriskiert, aber die Sicht war eine Katastrophe», sagte sie nach Platz15 in ihrer einstigen Paradedisziplin.

Als die Amerikanerin Julia Mancuso ihre Goldmedaille in einembeinahe schon irregulären Rennen vor der Finnin Tanja Poutiainen undder Schwedin Anna Ottoson überschwänglich feierte, hatte dieLenggrieserin ihre Fassung aber wieder gefunden. «Ich bin schon soalt, ich brauche jetzt nicht mehr plärren, wenn ich es nichtgeschafft habe. Ich bin gesund, ich kann nicht klagen», sagte dieTeamweltmeisterin. Ihre Karriere wird sie in drei Wochen mit dreiOlympiamedaillen beenden.

In ihrem 17. und letzten olympischen Rennen war das Edelmetallnach dem ersten Lauf völlig überraschend in Reichweite, doch einBeinahe-Sturz im Finallauf kostete alles. «Ich bin nicht unglücklich,man kann sich nur darüber ärgern», sagte sie. Ihre LenggrieserClubkollegin Annemarie Gerg kam erst gar nicht ins Ziel.

«Ich habe alles versucht und viel gewagt», sagte Martina Ertl-Renz. Silber im Riesenslalom 1994 und in der Kombination 1998 sowieKombinations-Bronze vor vier Jahren als einzige Alpin-Medailleder Spiele in Salt Lake City hatte sie bei ihren vier olympischenGastspielen zuvor gewonnen.

Und auch diesmal wurde sie ihrem Ruf als «Stehaufmännchen» beinahegerecht. Mit dem besten Riesentorlauf ihrer letzten Ski-Saison reihtesie sich als Fünfte ein. In dem wegen der schlechten Sicht verkürztenersten Durchgang lag sie lediglich 0,21 Sekunden hinter demBronze-Platz. «Das hätte ich ihr nicht zugetraut», sagte TrainerWolfgang Maier und gab zu: «Da haben wir schon zu träumenangefangen.»

Doch die Ära zweier Ski-Urgesteine ging unglücklich zu Ende.Nach der Olympia-Pleite seiner Mannschaft verwies Cheftrainer Maier,der nach der Saison Sportdirektor beim Deutschen Skiverband (DSV)werden soll, auf das Verletzungspech. «Wenn man sieht, mit welcherAufstellung wir gekommen sind, wusste jeder was los ist. Da muss mannicht groß analysieren.» In Hilde Gerg und Maria Riesch waren zweiMedaillenkandidatinnen nicht an Bord.

Für seine einstige Musterschülerin Martina Ertl-Renz beginnt baldein neues Leben. Im Münchner Sportgeschäft ihres Ehemanns Sven wirdsie künftig mitarbeiten. «Außerdem wollen wir uns um dieFamilienplanung kümmern. Ich wäre auch nicht abgeneigt, für gewisseMedien als Expertin zu arbeiten. Aber erstmal werde ich jetzt nachHause fahren und nichts machen» sagte sie.

Zur neuen Olympiasiegerin Mancuso, die noch nie ein Weltcup-Rennenim Riesenslalom gewann, hat sie ein zwiespältiges Verhältnis. Daslebenslustige US-Girl hatte ihr vor einem Jahr bei der WM in Bormioum 0,04 Sekunden die Bronzemedaille vor der Nase weggeschnappt undins Tal der Tränen gestürzt. Bereits bei einem Trainingslager inNeuseeland war die in einem Wohnmobil lebende 21-Jährige dendeutschen Skirennläuferinnen unangenehm aufgefallen: Aus Jux hattesie den verblüfften deutschen Athletinnen ihr blankes Hinterteilentgegengestreckt.