Olympia - Eisschnelllauf Olympia - Eisschnelllauf: Pechstein erkämpft neunte Medaille
Turin/dpa. - Sie kämpfte bis zum Umfallen: Claudia Pechstein hat am Samstag zwar den erhofften Sprung in die olympischen Annalen verpasst, mit Silber hinter der Kanadierin Clara Hughes aber ihre neunte Olympia-Medaille gewonnen. Nach einem dramatischen Finalefeierte die 34-jährige Berlinerin über 5000 Meter im Oval Lingotto ausgelassen das verdiente Edelmetall und durfte das Küsschen von Ehemann Marcus in Empfang nehmen. Bevor sie für weitere Glückwünsche zur Verfügung stand, wurde der besondere Glücksmoment von ihren Trainern im Foto festgehalten.
Die große Chance, als erste Athletin der Wintersport-Geschichtezum vierten Mal Gold in einer Einzel-Disziplin zu gewinnen, bliebjedoch ungenutzt. Bisher hat nur der Russe Alexander Tichonow beiWinterspielen zwischen 1964 und 1972 vier Mal in Serie einen Erfolgin der Biathlon-Staffel landen können.
Ein fantastisches Rennen lief Team-Olympiasiegerin DanielaAnschütz-Thoms. Die Erfurterin orientierte sich an der Zeit derKristina Groves (7:03,95) und konnte mit konstanten 33er Runden dieKanadierin im Schlussgang mit der persönlichen Bestzeit von 7:02,82hinter sich lassen. Mit Platz fünf war die beste Einzel-Platzierungbei Olympischen Spielen ihr verdienter Lohn. «Nach meinem Lauf habeich gedacht, vielleicht reicht es sogar zu einer Medaille, dennpersönliche Bestzeit muss man erst mal laufen. Aber ich musszufrieden sein und bin auch zufrieden», sagte Daniela Anschütz.Lucille Opitz (Berlin) blieb nach 7:18,06 nur der 14. Rang.
«Angesichts der Umstände ist Silber für mich ein Riesen-Erfolg»,sagte die Hauptstädterin, nachdem sie gemeinsam mit der Siegerin dieEhrenrunde unter dem Jubel der 7000 Zuschauer, darunterBundesinnenminister Wolfgang Schäuble, ihr Ehemann, ihre Eltern undihre Schwester Sabine, genossen hatte. Die vielen Oranje-Fans imweiten Rund feierten die Protagonistinnen der letzten Eisschnelllauf-Entscheidung im Oval Lingotto lautstark mit dem Triumph-Marsch ausAida.
Im letzten Paar konnte Claudia Pechstein der Herausforderin ClaraHughes aus Kanada (6:59,07) nur bis zur vorletzten Runde folgen undkam nach einem Riesen-Endspurt in 7:00,08 Minuten auf den Ehrenrang.Beide Favoritinnen drückten in einer rasanten Schlussrunde dieVorgabe von Cindy Klassen (7:00,57), die damit ihr fünftes Edelmetallin Turin gewann. Damit ist die frühere Eishockey-Nationalspielerinaus Winnipeg mit ein Mal Gold, zwei Mal Silber und zwei Mal Bronzedie erfolgreichste kanadische Sportlerin bei diesen Winterspielen.
In den zurückliegenden Tagen hatte die erfolgreichste Winter-Olympionikin Deutschlands über Husten und akute Atemwegs-Problemegeklagt. Dies hatte Zweifel an der eigenen Form aufkommen lassen.Doch in der Stunde der Entscheidung war die Berlinerin wie schon 1994in Hamar, 1998 in Nagano und vor vier Jahren in Salt Lake City vonihrem Erfolgscoach Joachim Franke glänzend eingestellt und machte dasBeste aus ihrem Fitness-Zustand.
«Es war goldrichtig, dass sie auf die 1500 Meter verzichtet hat.Das hat sich ausgezahlt», meinte Franke. «Was diese Frau geleistethat, ist einfach fantastisch. Mit 34 Jahren ist sie immer nochabsolute Weltklasse», sagte der Coach, der seine Schützling bei neunWinterspielen zu neun Olympiasiegen geführt hatte.
Pechstein rangiert nach den Spielen von Turin mit nunmehr fünfGold-, zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen in der von der Langlauf-Ikone Björn Dählie (Norwegen - 8/4/0) angeführten Olympia-Hierarchieder Winterspiele als beste Deutsche auf dem sechsten Platz.
