Olympia - Eisschnelllauf Olympia - Eisschnelllauf: Bob de Jong holt erstes Gold für die Niederlande
Turin/dpa. - Der 29-Jährige aus Leimuiden erkämpfte nach einem furiosen Sturmlauf über 10 000 Meter das erste Gold für die niederländischen Herren bei den XX. Olympischen Winterspielen und verhinderte damit im letzten Rennen die drohende Gold-Abstinenz der Oranjes, die zuletzt 1994 ohne Olympiasieg geblieben waren. «Das war das Rennen meines Lebens», jubelte de Jong, warf sich im Überschwang der Gefühle auf den Boden und streckte Arme und Beine von sich.
Getrieben von den Anfeuerungsrufen der wiederum 5000 Oranje-Fans unter den 8000 Zuschauern im Oval Lingotto hatte der dreimalige Weltmeister auf seiner Spezialstrecke in 13:01,57 Minuten eine Super- Zeit vorgelegt, die selbst vom Favoriten-Duo mit Chad Hedrick (USA) und seinem Landsmann Carl Verheijen im letzten Paar nicht mehr zu unterbieten war.
Silber ging an Hedrick (13:05,40), der nur bis zur 4000-Meter- Marke unter de Jongs Zwischenzeiten geblieben war, vor Verheijen (13:08,80). Der 19-jährige Mitfavorit Sven Kramer (Niederlande) war hingegen an seinem hohen Anfangstempo zerbrochen und blieb als Siebter medaillenlos.
De Jong spulte sein Pensum wie ein Uhrwerk ab und blieb bis 6400 Meter in seinen Rundenzeiten konstant unter der 31-Sekunden-Marke. «Diese Zeit hätte ich hier nicht für möglich gehalten. Schon nach meinem Lauf war mir klar, dass ich damit zumindest eine Medaille habe», sagte der Profi vom Telfort-Team, nachdem er so schnell war wie nie zuvor ins seiner langen Karriere.
«Crazy Chad», der unbedingt das erste US-Gold auf dieser Strecke seit 26 Jahren holen wollte, komplettierte mit Silber seinen Medaillensatz von Turin. Er hatte aber schon weit vorher sein Ziel verfehlt, in die Spuren des großen Eric Heiden zu treten, der 1980 auf allen fünf olympischen Strecken gesiegt hatte.
Die Amerikaner stellten dennoch mit drei Mal Gold, drei Mal Silber und ein Mal Bronze das stärkste Herren-Team der Spiele. Allein dem Italiener Enrico Fabris war es zuvor gelungen, mit Gold über 1500 Meter und im Team am Ruhm der US-Boys zu kratzen.
Die Oranje-Herren feierten mit dem 25. Gold ein kleines Jubiläum in der Olympia-Geschichte ihres Landes. Auf ihrer Lieblingsstrecke war es bereits der sechste Olympiasieg. De Jong machte am Freitag zudem den Hattrick perfekt, nachdem zuletzt Gianni Romme in Nagano und Jochem Uytdehaage in Salt Lake City triumphiert hatten.
Deutsche Eisschnellläufer waren erstmals seit 30 Jahren nicht auf der längsten Distanz vertreten. Ein weiterer Beleg für die Misere im gesamten Herren-Bereich war, dass kein Athlet die Qualifikation schaffte. Der größten Olympia-Erfolg mit Bronze durch den Berliner Rene Schöfisch in Sarajewo liegt nunmehr bereits 22 Jahre zurück.